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Ritueller Missbrauch - Kerzenlicht - 29.01.2010 Definition: "Ritueller Mißbrauch ist schwerer sexueller, physischer und emotionaler Mißbrauch, der sich in einem Kontext ereignet, verbunden mit Symbolen oder Tätigkeiten, die den Anschein von Religiösität, Magie oder übernatürlichen Bedeutungen haben. Diese Tätigkeiten werden über längere Zeit wiederholt, um die Kinder in Angst zu versetzen, sie gewaltsam einzuschüchtern und um sie zu verwirren." (zitiert nach David Finkelhor: Nursery Crimes-Sexual Abuse in Day Care; in: Core, Dianne; Chasing Satan; London, 1991; S. 12). Diese Definition schließt neben Mißbrauch während Ritualen - also während kultischer Handlungen - auch ritualisierte Formen der Mißhandlungen ein, die nicht unbedingt eines ideologischen Ursprungs sein müssen. Ingesamt lassen sich drei unterschiedliche Ausprägungen differenzieren: * Kultischer Ritueller Mißbrauch * Pseudo-ritueller ("ritualisierter") Mißbrauch * Psychopathologischer Ritueller Mißbrauch Kultischer Ritueller Mißbrauch Der Mißbrauch / die Mißhandlung ist wesentlicher Bestandteil eines (hoch) organisierten Glaubenssystems. Sexueller Mißbrauch ist funktionalisiertes Mittel zum Zweck, beispielsweise der Magie. Deutlich wird dies in Formen der Sexualmagie; davon ausgehend, daß die Sexualität die größte Kraft des Menschen ist, soll diese während (sexual-) magischer Handlungen dienstbar gemacht werden um so die höchstmögliche Energie zu erfahren. Hierzu gehören nach Aleister Crowley (englischer Schwarzmagier und "Satanist", 1875-1947) alle Formen sexueller Aktivitäten. Die Verbindung von exzessiven sexuellen Gewalterfahrungen gekoppelt mit mystischen und magischen Erfahrungen trägt sehr stark zu einem Verlust des Egos bei und bestärkt den Gruppenzusammenhalt. Pseudo-ritueller ("ritualisierter") Mißbrauch Der Mißbrauch / die Mißhandlung findet meist innerhalb eines mehr oder wenig stark organisierten kriminellen System statt; es gibt allerdings auch Berichte von Einzeltätern (vgl. der Prozeß gegen den "Vampir von Zirndorf" (Okt. / Nov. 1993 in Fürth). Häufig in diesem Bereich sind Pädophilie, (Kinder-) Prostitution und (Kinder-) Pornographie bis hin zu "Snuff-Videos" (Videos bei denen die Mißhandlung bis zum Tod des Opfers gefilmt wird). Diese Form des Mißbrauchs basiert auf keinem ideologischen Glaubenssystem. Kinder werden durch übernatürliche Kräfte (wie Geister, Monster, Batman u.ä.) bedroht. Kinder werden durch diese "Bilder" regelrecht terrorisiert; außerdem bewirken diese Bedrohungen, daß Offenbarungen von Kindern meist frühzeitig von HelferInnen als "Kindesphantasien" abgetan werden und diese Kinder erneut die Erfahrung machen, daß ihnen keiner hilft. Experten sprechen für diesen Bereich - im Unterschied zu kultischem rituellem Missbrauch - von einer stärkeren Zentrierung auf die Sexualität. Psychopathologischer Ritueller Mißbrauch Der Mißbrauch / die Mißhandlung ist Teil eines Wahn- und Zwangssystems. Die Fachliteratur (siehe 8. Kommentierte Literaturempfehlungen) beschreibt diesen Teil als schwierig von Kultsystemen zu unterscheiden; Anhaltspunkt sei häufig das Auftreten von Einzeltätern und eine stärkere Zentrierung auf Sexualität, welche häufig mit massiven Perversionen gekoppelt ist. Gründe für eine Differenzierung Diese sehr wissenschaftliche Differenzierung gilt es insbesondere unter dem Aspekt einer Bedrohung durch Täter bei Offenbarungen von Opfern / Überlebenden zu beachten und bei Ermittlungsverfahren zu berücksichtigen. Häufig sind Verknüpfungen mit traumatischen Erlebnissen bereits durch Täter codiert / einprogrammiert und können von außen (beispielsweise durch Zeichen) ausgelöst werden. Sehr diffizile Formen der Programmierung bedienen sich "normalen" Alltagserlebens - beispielsweise Gerüchen, welche basierend auf - auch unbewußte - Erinnerungen an traumatische Erfahrungen an einen Zwang zur Verschwiegenheit erinnern und das Verhalten bestimmen. Dieses System der "Mind Control" wird noch beschrieben werden. Außerdem gilt es zu unterscheiden, ob der Mißbrauch / die Mißhandlungen in institutionellen oder inzestösen Zusammenhängen oder gar in einer Kopplung aus beiden stattfindet. Arten des Rituellen Mißbrauchs Ritueller Mißbrauch findet auf vielfältige Art und Weise statt. Hierbei lassen sich drei Ebenen unterscheiden: * Psychologischer Mißbrauch * Körperliche Mißhandlung * Sexueller Mißbrauch Der Psychologische Mißbrauch erzeugt tiefe Furcht, Amnesien und Dissoziationen, welche sehr häufig mit "Freiwilligkeit" und Mittäteraspekten gekoppelt sind. Die körperliche Mißhandlung - häufig in Form extremer Folter - welche teilweise von außen nicht feststellbar (z.B. unter Wasser drücken bis zum beinahe-ertrinken) ist, führt zu einer weiteren Verschwiegenheit. Der sexuelle Mißbrauch als ein Teilaspekt Rituellen Mißbrauchs ist - meist von mehren Täter (häufig gleichzeitig) begangen - sadistisch und erniedrigend. Zusammengefaßt führen diese Formen zur totalen Dominanz über das Opfer und zur Bestimmung über sein Leben. Quelle: Dieser Text entstammt einem Aufsatz von Thorsten Becker und Patrick Felsner der auf der Website des Vereins S.P.ORG.-Consulting e.V. veröffentlicht wurde. Die weitergehenden Schilderungen von Handlungen werde durch Verwendung des Spoilers verdecken. Mind Control-Techniken Mind Control wird in den deutschen Übersetzungen amerikanischer Fachliteratur meist mit "Bewußtseinskontrolle" übersetzt. In dieser Verkürzung wird übersehen, das sich ein Teil der hier angewandten Techniken auch auf das Unterbewußtsein bezieht. Aus diesem Grund wird in den folgenden Ausführungen der Begriff der "Mind Control" beibehalten. Mind Control ist ein entscheidendes Merkmal und Beurteilungskriterium für die Tätigkeiten und Handlungen einer Gruppierung. Dies gilt insbesondere für religiöse und ideologische Gruppierung jeglicher Art. Zunehmend werden Techniken der Mind Control aber auch im Bereich der organisierten Kinderpornographie und Kinderprostitution verwandt. Ziel von Mind Control ist die Erlangung totaler Herrschaft über das Opfer und die Schaffung von Abhängigkeitsstrukturen. Hierzu wird eine Vielfalt von Techniken verwandt und kombiniert, so beispielsweise Manipulation, Indoktrination, Konditionierung, Codierung / Programmierung und "Gehirnwäsche". Definition von Mind Control ("Bewußtseinskontrolle") Mind-Control ist "ein System von Einflüssen, mit dem die Identität des Individuums (seine Überzeugung, sein Verhalten, Denken und Fühlen) zerbrochen und durch eine neue Identität ersetzt wird." (nach Hassan, Steve; Combatting Mind Control; Deutsch: Ausbruch aus dem Bann der Sekten; Reinbek, 1993; S. 25). "Ziel und Zweck der Mind Control ist es, Kontrolle und Hörigkeit über das Opfer oder des Überlebenden sowohl während des Mißbrauchs und der Rituale und während des `normalen Lebens´ des Opfers zu bekommen." (Tagungs-Handout der Ritualistic Abuse Consultancy, Sydney). Bislang gibt es wenige Veröffentlichungen und sehr wenige Untersuchungen über Mind Control. Entscheidende Erkenntnisse entstammen den Untersuchungen des amerikanischen Psychologen Robert J. Lifton über die Gehirnwäsche im Koreakrieg (Robert J. Lifton; Thougt Reform and the Psychology of Totalism - A Study of Brainwashing in China; New York, 1961). Diese Erkenntnisse hat Lifton in den achtziger Jahren in der Diskussion um die "destructive cults" in den USA überarbeitet und hieraus ein Modell entwickelt, wie ein Prozeß der Mind Control funktioniert. Kriterien zu Mind Control Als Leitlinie für eine näheren Untersuchung zur Anwendung von Mind Control benennt Lifton folgende acht Kriterien: 1. Milieukontrolle 2. Mystische Manipulation, geplante Spontanität 3. Forderung nach Reinheit 4. Kult des Sündenbekenntnisses 5. Geheiligte Wissenschaft 6. Manipulation der Sprache 7. Vorrang der Lehre vor dem Menschen 8. Zu- und Aberkennung der Existenzberechtigung 1. Milieukontrolle Die Kommunikation und das Umfeld einer Person werden kontrolliert. Dies geschieht beispielsweise dadurch, daß "Ausbilder" als Bezugspersonen eingesetzt werden oder das intensive Seminare über längere Zeiträume mit dem Ziel, daß die Kontakte "nach außen" abbrechen, durchgeführt werden. Lifton führt aus: "Ist diese Kontrolle extrem intensiv, so wird sie zur internalisierten Kontrolle - ein Versuch, die innere Kommunikation des Individuums zu steuern." Zeitgleich läßt sich eine starke Persönlichkeitsveränderung beobachten. Häufig kommt es bereits auf dieser Stufe zu einer Verschiebung des Normen- und Wertesystems. 2. Mystische Manipulation, geplante Spontanität Die mystische Manipulation geht häufig einher mit der Beeinflussung durch Riten wie beispielsweise Chanten, Fasten, Meditation, usw. Das Weltbild wird hierbei dualisiert; es wird in „Gut" (="intern" - innerhalb der Gruppierung) und "Böse" (="extern" - die gegen die Gruppierung gerichtete Außenwelt) eingeteilt. "Neueinsteiger" werden außerdem um der Ideologie willen auch getäuscht, gezielt desinformiert und systematisch belogen. 3. Forderung nach Reinheit Durch die Einteilung in Radikale wie zum Beispiel Rein - Unrein, Gut - Böse wird vor allem eine Trennung innerhalb der Person erzeugt. Die ständige Forderung nach vollkommener Reinheit bildet die Grundlage für eine völlige öffnung zur ("reinen") Gruppierung und damit eines Rückzugs aus der umgebenden externen ("unreinen") Außenwelt. 4. Kult des Sündenbekenntnisses Als konsequente Folge der Forderung nach Reinheit ergibt sich, daß die Person jeden "Fehltritt" oder Verstoß den Gruppenmitgliedern mitteilen muß. Dies bildet die Grundlage für Kritik und Selbstkritik. Diese häufig in kleinen Gruppen durchgeführte Kritik verursacht Scham- und Schuldgefühle, die den unbewußten Druck erzeugen, dies nicht wieder zu tun. Diese Einengung des Handlungsspielraums und damit des Handelns ist der nächste Schritt zu einer starken Persönlichkeitsveränderung. 5. Geheiligte Wissenschaft Die erfahrene Spiritualität wird als Teil einer komplexen Wissenschaft dargeboten. Die mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit verknüpfte Belegbarkeit und Modernität des hier exklusiv vermittelten Wissens beugen einem kritischen Hinterfragen vor. Werden diese Ansichten übernommen, führen sie zu einer erheblichen Vereinfachung der Weltsicht. 6. Manipulation der Sprache Durch die gezielte Veränderung der Sprache (hin auf eine einfache "logische" Sprache und "klare" Begrifflichkeiten) erfolgt noch einmal eine klare Trennung in "Gut" und "Böse". Beispiele hierfür sind das Verbot der Verwendung von Begriffen oder die Neudeutung von Begriffen. Diese Manipulation der Sprache führt zu einer weiteren Reduzierung - und damit häufig zum Abbruch - der Außenkontakte. Die Ursache hierfür liegt mit darin, daß diese Person in ihrem externen Umfeld nicht mehr verstanden wird. 7. Vorrang der Lehre vor dem Menschen Das eigene Erleben muß der Lehre untergeordnet werden. Hierdurch werden entstehende Konflikte zwischen dem eigenen Erleben und der Lehre / dem Dogma der Gruppierung aufgelöst. Jeder Zweifel wird hierdurch zu einer Bestätigung, daß die Lehre noch nicht "verstanden und internalisiert" wurde. Lifton führt hierzu aus: "Man lernt, Zweifel als eine Reflexion des eigenen Bösen zu empfinden". 8. Zu- und Aberkennung der Existenzberechtigung Dieses Kriterium ist als Endergebnis der vorhergehenden zu verstehen. Es ist die zwangsläufige Folge der unbedingten Trennung in Extreme. Vorrangig ist dies nach außen gerichtet, daß heißt die Gruppierung entscheidet beispielsweise über die "Nichtexistenz" in Form von Bestrafungen oder eines Ausschlusses. In einigen Gruppierungen kann dieses Kriterium allerdings nach innen gerichtet sein. Hier entscheiden Gruppenmitglieder über die tatsächliche Existenz eines Gruppenmitgliedes, das heißt über Leben und Tod. (Quelle: Lifton, Robert J.; The Future of Immortality and Other Essays for a Nuclear Age; Passage: Cults: Religious Totalism and Civil Liberties; New York, 1987; veröffentlicht als übersetzung in Auszügen in: Steve Hassan; Ausbruch aus dem Bann der Sekten; Reinbek, 1993; S. 315 ff.) Mind Control in satanischen Kulten Im Bereich von satanischen und auch faschistisch ideologisch geprägten Kultsystemen erfahren diese Techniken einer weitere Steigerung und Verstärkung. Ein Teil dieser Techniken ist Gegenstand von "Forschungen" in den Konzentrationslagern des "Dritten Reiches" gewesen und bei den Forschungen der Geheimdienste weiterentwickelt worden (vgl. hierzu: John Marks; The Search für the "Manchurian Candidate" - The CIA and Mind Control; New York & London, 1991). Das Wechselspiel von einander bedingenden Beeinflussungen auf den unterschiedlichen Ebenen der Wahrnehmung ist von hoher Komplexität. Dieser von sehr diffizilen Techniken geprägte zusammenhängende Prozeßverlauf ist durch Kathy K. Snowden, einer Psychologin aus Richmond, Virginia (USA), dargestellt worden. Ihre Erkenntnisse basieren auf ihrer langjährigen Arbeit mit Opfern / Überlebenden Rituellen Mißbrauchs, die unter schweren dissoziativen Störungen leiden. Als Folge dieser häufig sehr extremen Techniken und den damit verbundenen Traumatisierungen entstehen Dissoziationen, die in Posttraumatische Belastungsstörungen oder auch in Dissoziative Identitätsstörungen / Multiple Persönlichkeitsstörungen (DID / MPD; deutsch: DIS / MPS) münden können. Weitere Informationen findet Ihr, wenn Ihr dem Link folgt: http://www.dissoc.de/becker-1_5.html Quelle: Aufsatz von Thorsten Becker und Patrick Felsner auf der Website des Vereins S.P.ORG.-Consulting e.V. |