Vernachlässigung
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Vernachlässigung beginnt, wenn ein "Mangel an Wärme in der Eltern-Kind-Beziehung, oder Erziehung, eine unzureichende Erfahrung vermittelt, unzureichende elterliche Aufsicht (Aufsichtspflicht) und Steuerung, unangemessene Anforderungen und Nötigung durch die Eltern, sowie feindliche Ablehnung oder "Sündenbockzuweisung" stattfindet.
In der Definition wird zwischen körperlicher und emotionaler Vernachlässigung unterschieden.

Formen der Vernachlässigung

Körperliche Vernachlässigung:
Unzureichende Ernährung, Versorgung mit Flüssigkeit, sauberer Kleidung, Hygiene und medizinischer Versorgung.
Körperliche Vernachlässigung kann zu massiven Gedeih- und Entwicklungsstörungen führen (bis zum psychosozialen Minderwuchs).

Kognitive und erzieherische Vernachlässigung:
Fehlende Beachtung eines besonderen und erheblichen Erziehungs- und Förderungsbedarfs sowie erzieherische Einflussnahme auf unregelmäßigen Schulbesuch, Suchtmittelgebrauch etc.

Emotionale Vernachlässigung/ Deprivation:
Emotionale Vernachlässigung (Deprivation) bedeutet, ein nicht hinreichendes oder ständig wechselndes und dadurch nicht ausreichendes emotionales Beziehungsangebot
Vernachlässigte Kinder wissen oft nicht, wie ihr Leben anders sein könnte und können also nicht auf ihre Not aufmerksam machen. Außerdem verfügen Eltern in Bezug auf diese Problematik oft selber über zu wenig Wissen und haben kein Vertrauen in Kontakte zu Helfern.

Krtierien der Vernachlässigung

Meist treten in der emotionale und körperliche Vernachlässigung gemeinsam auf.

Körperliche Vernachlässigung heißt, dass für Gesundheit, Sicherheit, Entwicklung und Befinden des Kindes nicht oder nicht ausreichend gesorgt wird.

Kriterien körperlicher Vernachlässigung:

- Missachtung der körperlichen Bedürfnisse
- fehlende oder unzureichende Beaufsichtigung
- kaum Anregung für das Kind
- kaum Beschäftigung mit dem Kind
- Desinteresse für die Gesundheit des Kindes

Emotionale Vernachlässigung heißt, das Kind wird mit Gleichgültigkeit, leeren Versprechungen, Unnahbarkeit, Ablehnung und Liebesentzug konfrontiert.

Kriterien emotionaler Vernachlässigung:

- übermäßig strenge Erziehung
- harte Erziehungsmethoden
- kaum erkennbare Freude im Umgang mit dem Kind
- kaum Körperkontakt und Zärtlichkeit
- häufige Kritik am Kind
- Betonung der Belastung durch das Kind
- häufige Übertragung der Betreuung an andere Personen ohne triftigen Grund

Emotionale Gewalt

- Aktive Zurückweisung durch Beschimpfen, Erniedrigen, öffentliches Blamieren und Lächerlichmachen der Bedürfnisse
- Bedrohung durch Androhen von Gewalt, Töten, Verlassen, Stellen von kaum erfüllbaren Forderungen und Androhen von Bestrafung bei Versagen, Gewalt gegen wichtige Bezugspersonen oder Tiere, bzw. deren Androhung.
- Isolieren durch Einsperren, Beschränken der Bewegungsfreiheit (Fesseln, Anbinden, Medikamente einflößen) Verhindern sozialer Kontakte.
- Missbrauch für eigene Bedürfnisse, z.B. als Partnerersatz oder zur Unterstützung gegen den anderen Elternteil. Ein Elternteil verlangt vom Kind unbedingte Loyalität und brandmarkt seine Liebe zum anderen Elternteil als schlecht und gegen sich selbst gerichtet.
- Verweigern von Verständnis für das Kind durch Duldung jeglicher Form von Gewalt, Verweigern von Schutz oder den Kind die Schuld an erlittener Gewalt zuschieben.

Erkennen von elterlicher Gewalt und Vernachlässigung

Hinweise aus der Umgebung:

- stundenlanges Alleinlassen
- starkes Abschirmen bei Hausbesuchen
- Isolierung der ganzen Familie
- mangelnde medizinische Versorgung (z.B. Wahrnehmung von Impfterminen)
- häufiges Fehlen in Kindereinrichtung oder Schule
- häufige Krankenhausaufenthalte
- sichtbare Verletzungen oder Symptome, die durch Misshandlung entstanden sein können

Hinweise aus dem Verhalten der Eltern:

- Ablehnung notwendiger Behandlungen
- unverständliche Reaktionen auf Verletzungen
- widersprüchliche Berichte über die Entstehung von Verletzungen oder das Verhalten des Kindes
- Ablehnen weitergehender Untersuchungen
- Selbstdarstellung als perfekte Eltern, obwohl der Zustand es Kindes dem klar widerspricht
- häufiger Wechsel des Arztes oder Krankenhauses

Hinweise aus dem Verhalten des Kindes:

- Das Kind ist frisch gebaden und angezogen, wenn Hausbesuche eintreffen oder nach einem Unfall der Arzt aufgesucht wird.
- deutlich erkennbarer Pflegemangel oder Entwicklungsverzögerung
- Verletzungen des Kindes, die die Eltern verschwiegen haben.
- Widerspruch zwischen den Befunden oder dem Verhalten des Kindes und der Sicht der Eltern
- Das Kind ist ungewöhnlich ängstlich, schreckhaft, nervös, übermäßig gehorsam, klammernd sehr provozierend, abweisend, apathisch usw.