Traumatherapie mit EMDR
#1
Was ist EMDR?

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist keine neue Therapierichtung, sondern ein ergänzendes Zusatzverfahren, das keiner bestimmten psychotherapeutischen Schule zugeordnet ist. Das Verfahren wurde von Francine Shapiro erfunden und wurde dann weiterentwickelt.

Die Verarbeitung belastender (traumatischer) Gedächtnisinhalte und starrer Überzeugungen des Klienten geschieht durch therapeutisch angeleitete Konzentration auf die inneren Empfindungen und Wahrnehmungen. Die Grundidee besteht darin, beide Hirnhälften zu synchronisieren, so daß eine intensive, schnelle und mehrschichtige Verarbeitung stattfinden kann. Dabei können neue Aspekte oder Empfindungen auftauchen, die wiederum mit EMDR weiterverarbeitet werden können, bis ein Trauma soweit aufgelöst oder integriert ist, daß im inneren Erleben des Klienten das Gefühl der Bewältigung vorherrscht. Das heißt die traumatischen Erfahrungen sind hinterher immer noch da und auch spürbar, sind aber dann aushaltbar.

Es handelt sich um eine visuell-konfrontative, entspannende und stark unterstützende Methode. Bilateral wechselnde Sinnesreize (induzierte Augenbewegungen, Antippen der Hände, Schnippen mit den Händen etc.) aktivieren die Verarbeitung und Integration traumatischer Erfahrungen und führen sie zu Ende.

Um EMDR anwenden zu können, ist auch hier Vorarbeit seitens der/des Therapeuten nötig, um genügend Vertrauen Stabilität und Kontrolle herzustellen. EMDR unterstützt den Prozess der Traumaverarbeitung (auch Traumaexposition genannt). Der Therapeut benötigt idR. weitere Techniken, um den Klienten bei der Traumaexposition zu begleiten.

Die psychodynamisch-behaviorale Behandlungsmethode EMDR gehört nach Jahren der Forschung heute zum internationalen Behandlungsstandard.

(Francine Shapiro, EMDR - Grundlagen und Praxis. Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. 2. Aufl., Junfermann Verlag, Paderborn 2001.)

Derzeit gibt es weltweit über 53.000 darin ausgebildete Therapeuten.

Weitere Informationen:
EMDR Institut Deutschland http://www.emdr-institut.de/
EMDRIA Deutschland e.V.: http://www.emdria.de/
EMDR Institut USA: http://www.emdr.com/
Info-Video (von EMDRIA Deutschland): http://vimeo.com/107451758

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


Zen-Weisheiten
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#2
Einmal kann man EMDR machen, um sich zu stabilisieren und einmal um Schreckliches zu verarbeiten. Man kann tief in die negativen Gefühle gehen oder sich vorstellen wie es positiv hätte verlaufen können. Ich find EMDR gut, weil es auf der emotionalen Ebene stattfindet und/oder die Imagination anregt. Den stabilisierenden Effekt kann ich schon bei/nach der Übung spüren.
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#3
Danke für die Mühe das so gut zu erklären.

*fürdich* *hut ab* *vierblatt*

Lucya
Es war, es ist und es wird. Wir haben es uns nicht ausgesucht, aber es ist UNSER einziges Leben. Der Versuch die Welt ein klein bißchen schöner, leuchtender zu machen. lucya
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#4
Kreuzbaer schrieb:Einmal kann man EMDR machen, um sich zu stabilisieren und einmal um Schreckliches zu verarbeiten. Man kann tief in die negativen Gefühle gehen oder sich vorstellen wie es positiv hätte verlaufen können. Ich find EMDR gut, weil es auf der emotionalen Ebene stattfindet und/oder die Imagination anregt. Den stabilisierenden Effekt kann ich schon bei/nach der Übung spüren.

EMDR bietet noch mehr und es kommen immer neue Anwendungsmöglichkeiten hinzu. Z. B. kann man es zur Bearbeitung von hartnäckigen, schädlichen Glaubenssätzen verwenden, wie "ich bin schuld, dass mir ... passiert ist". Auch Bindungsproblematiken können damit angegangen werden.

Seit Januar 2015 ist es innerhalb einer Therapie in einem Richtlinienverfahren durch die Krankenkassen erstattungsfähig. In der Praxis macht das für den Patienten keinen Unterschied.
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#5
Hallo,
Vielleicht habe ich es überlesen, ist es so, daß alte Bilder bewußt werden?

Wird EMDR nur bei einer laufenden Psychotherapie übernommen? Ich frage deshalb weil ich ja bald keine Therapie habe.

Kann man sagen wieviel Stunden Sinn machen? Also ab wann es helfen könnte oder sollte man es eher mittelfristig ansehen?

Habe heute den Ratschlag bekommen mal drüber nachzudenken ob das was fuer mich ist.

Danke im Voraus...

lucya
Es war, es ist und es wird. Wir haben es uns nicht ausgesucht, aber es ist UNSER einziges Leben. Der Versuch die Welt ein klein bißchen schöner, leuchtender zu machen. lucya
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#6
Hallo Lucya,

EMDR als Einzelmethode bietet sich nur bei Monotraumata (also Unfälle, Naturkatastrophen etc.) an. Das wird als separate Intervention von den Kassen übernommen.

Bei Komplextrauma muss EMDR unbedingt in den traumatherapeutischen Kontext eingebettet sein wie jede andere konfrontative Methode auch.

LG

Celestine
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#7
Ich hatte gegen Ende meiner ersten Therapie 2 Sitzungen EMDR gemacht. Ich hätte gerne mehr gemacht, aber die Krankenkasse wollte nicht weiter bezahlen. Zu dem Zeitpunkt war ich aber auch schon etwa 3 Jahre bei der Therapeutin in Behandlung gewesen. Es waren immer Doppelstunden. Eine Stunde für die EMDR und eine im Anschluss zur Stabilisierung. Wir haben von meinem Trauma zwei Situationen bearbeitet, die für mich besonders belastend waren.

Soweit ich mich erinnere musste ich an diese Situation denken während ich auf den Finger der Therapeutin geguckt habe, der immer hin und herging.

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Irgendwie wurde das Erlebnis nie komplett durchlebt, sondern immer teilweise abgespalten.

Am Ende der Sitzung konnte ich das erste mal an dieses Ereignis denken ohne zusammen zu brechen.

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Mir hat die Methode gut geholfen. Halt bei komplexen Traumatisierungen nur für einzelne Situationen anwendbar.

Ich war zu dem Zeitpunkt aber wie gesagt schon lange bei dieser Therapeutin in Behandlung und sie kannte mich und meine Geschichte sehr gut.

Man braucht nach meiner Erfahrung eine Sitzung pro belastender Szene. Es wird im Rahmen einer Psychotherapie bezahlt - also wenn deine Therapeutin diese Zusatzqualifikation hat, kannst du das machen.

LG, Eisblume
Liebe Grüße,
Sunny Day

Blume
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#8
Liebe Celestine,
Danke für Deine Antwort. Das macht ja auch Sinn. Ich werde ja jetzt mit meiner Therapie aufhören müssen. Vielleicht fällt mir noch irgendwas ein EMDR sinnvoll zu nutzen und einige Therapiestunden selbst zu bezahlen (bei einem anderen Therapeuten).

Liebe Eisblume,
Ich kann im Moment Deinen Text nicht lesen. Aber trotzdem lieben Dank.

Lucya
Es war, es ist und es wird. Wir haben es uns nicht ausgesucht, aber es ist UNSER einziges Leben. Der Versuch die Welt ein klein bißchen schöner, leuchtender zu machen. lucya
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#9
Danke für eure Beschreibungen!
Ich werde eine Traumatherapie mit EMDR anfangen und weiß gar nicht was auf mich zukommt. Es wurde mir nur von allen vorherigen Therapeuten und Ärzten empfohlen.
Ich hoffe sehr, dass mir die Therapie hilft das Trauma zu akzeptieren und das Erlebte emotional aushalten zu können.

LG
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