Liebe Anna,
Angst vor Nähe kenne ich auch sehr gut. Als ich meinem Mann von meiner Vergangenheit erzählt habe, hat er eine Zeitlang immer wieder zu mir gesagt: "Ich bin nicht dein Feind!" Dieser Satz ist mir sehr nahe gegangen. Manchmal, wenn ich wieder mal in einer anderen Welt bin und ihn überhaupt nicht mehr wahrnehme, nimmt er mich - so wie Danny das auch beschrieben hat - einfach nur in den Arm und hält mich. Manchmal schaffe ich es dann auch, mir zu sagen, er ist nicht mein Feind, und ich kann mich etwas beruhigen und zumindest soweit wieder in die Realität zurück kommen, dass ich wieder in Kontakt zu ihm treten kann. Für den Rest hilft bei mir oft auch nur die Zeit.
Den Wunsch, adoptiert worden zu sein und von meinen echten Eltern abgeholt zu werden, hatte ich übrigens auch. Und ich bin auch mit Tagträumen aus der Realität geflüchtet. Das sind wohl ganz normale Reaktionen, wenn man als Kind nicht beschützt wird. So eine lange Zeit der Traumatisierung lässt sich dann wahrscheinlich auch nicht so schnell auflösen. Das braucht wohl sehr viel Zeit, Geduld und kleine Schritte. Mich beruhigt es etwas, hier in einigen Beiträgen zu lesen, dass es besser werden kann und dass es einfach Zeit braucht, viel Zeit.
LG Kimba
"I think that little by little I'll be able to solve my problems and survive." Frida Kahlo
Ich hatte auch häufig den Gedanken und das Gefühl, dass das nicht meine echten Eltern sein könnten, weil sich echte Eltern, wie ich sie bei meinen Freundinnen beobachten konnte, einfach anders verhielten.
Als ich als junge Erwachsene herausfand, dass ich tatsachlich adoptiert worden war, machte es das keinen Deut besser. Es war niemand gekommen, der mich hätte retten wollen.
Anna, wir imaginieren täglich und dauernd. Sobald wir etwas lesen, vom Roman bis zum Bericht über etwas, das irgendwo in der Welt vorgefallen ist, entwickeln wir Bilder und Gefühle dazu. Unser Gehirn kann das. Es gibt in der Therapie andere Möglichkeiten, imaginativ, und doch nicht mit klassischen Traumreisen zu arbeiten.
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)
Meine Eltern sagten oft (im Spass?), wenn ich nicht so war, wie sie mich gerne gehabt hätten:
"du wurdest sicher vertauscht". Es hätte auch sein können, weil ich gleich nach der Geburt zwei Wochen in einer Kinderklinik verlegt wurde. Meine Mutter hat mich erst nach 10 Tagen gesehen.
Ich habe mir oft gewünscht, es wäre wirklich so.
Ich habe mich auch in Fantasiewelten geflüchtet. Tue ich heute übrigens immer noch, v.a. Innere Kind Arbeit braucht ja Fantasie.
Das mit den Triggern aufschreiben finde ich auch eine gute Idee... es gab doch dazu so ein Formular aus der DBT? Ich muss mal suchen gehen...
Danke yukina
Du hast mich noch auf eine Idee gebracht, meinst du solch ein Blatt in der Art?
Weiss nicht Anna, vielleicht hilft dir das oder auch andern hier im Forum.
Was wichtig ist beim letzten Punkt schreiben, es geht nicht darum ins Detail zu gehen bei der traumatischen Erinnerung sondern nur ein Wort zu schreiben- das ist heute vorbei.
lg danny
p.s Amy danke fürs Kompliment
Life isn't about waiting for the storm to pass. It's about learning how to dance in the rain.
Wie Celestine schon schrieb, kann jeder Mensch imaginieren - nur manch einer besser als andere. Und es ist ja auch durchaus belegt, dass Imaginationen prinzipiell funktionieren und helfen, aber das dauert und man muss es wohl lernen - ziemlich frustrierend kann das sein.
Bei mir sind Imaginationsübungen schon grundlegend belastet mit dem Gefühl von versagen und falsch sein und das macht es unheimlich schwer, mich überhaupt drauf einzulassen. Ich hab außerdem große Schwierigkeiten mit einfach so aus dem Stehgreif was "auszudenken" bzw. Bilder vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Was hilft, sind Ideen und Vorlagen. Ich brauch einen Ansatzpunkt, eine Vorlage aus der ich etwas machen kann.
Also: langsam angehen. Wenn es zb um die Vorstellung schöner Orte geht, kann man sich viele Ideen suchen. Aus Naturdokus, vielleicht (Trick)filmen und ich persönlich finde, in PC Spielen gibt es viele, viele Inspirationen schon durch Screenshots, man muss nicht einmal zwingend spielen.
Es ist schon ziemlich... unfair, dass es so harte und lange Arbeit ist, irgendwie.
Das Bild finde ich auch ziemlich gut, liebe Danny. Werde ich mir auch mal speichern.
Danke Danny, ja so etwas ähnliches meinte ich.
In der DBT heisst es Vorsicht Falle.
Super, ich hoffe, dass mir das künftig hilft.
Und Skills-Notfallkoffer mache ich mir jetzt auch wieder. Mir reicht es nämlich meist, schon das Gefühl zu haben, ich könnte ja notfalls etwas tun.
Vor allem bei Panik...
Ihr seid so klasse! Ich war den Tag über weg und nun lese ich all die Beiträge, ach, ist das schön!
Auf der Fahrt heute habe ich mir etwas ausgedacht, es ist so ähnlich wie bei Danny. Danny, wie kann ich die ganze Seite sehen? Gibt es da einen Trick, oder könnt ihr auch nur einen Teil sehen?
Ich zeige euch, was ich geschrieben habe und freue mich über Gedanken, Meinungen, Tipps und Ideen! Morgen zeige ich es auch der Therapeutin. Ich möchte es gerne ausbauen. Mir helfen oft die Fragen der Therapeutin, um etwas mehr zu beobachten. Oft ist ja das Problem, dass ich angetriggert bin, aber es selbst nicht realisiere. Ich möchte nun jedes Mal, wenn mir es nicht gut geht, das Blatt hervor holen,ausfüllen und anhand dessen für mich prüfen. Hier ist es:
Checkliste zur Realitätsüberprüfung
Körper
Wie fühlt sich Dein Körper an?
Spürst Du irgendwo einen Druck?
Wie atmest Du? Tief, flach, oberflächlich, bewusst?
Bist Du dissoziiert? Woran spürst Du das?
Gefühle
Was fühlst Du jetzt gerade?
Was kommen Dir für Gedanken? Schreibe ganz frei auf, was Dir kommt, ohne zu werten.
Sind Deine Empfindungen von früher oder auf heute bezogen?
Wofür können sie stehen?
Gibt es Bedürfnisse in Dir?
Was möchte das Kind in Dir?
Was kann der Erwachsenen helfen?
Weißt Du, was Dich getriggert hat?
Realitätsüberprüfung: im Hier und Jetzt sein
1. Iss etwas Scharfes. Das hattest Du als Kind nicht!
2. Rieche Deinen Lieblingsduft!
3. Welche Einrichtungsgegenstände der Wohnung magst Du besonders gerne?
4. Welche Einrichtungsgegenstände sind für Dich Luxus?
5. Was ist heute anders als damals?
6. Was kannst Du heute für Dich tun?
Sei Du der Grund, dass andere an das Gute glauben!
Hallo Anna
Nein Irgendwie geht es nicht mit dem Bild ganz sehen echt schade. Habe ich bei meinem Klinikaufenthalt erhalten.
Ich schreibe es kurz einmal auf.
Im Augenblick empfinde ich ___________________________ (Nervosität, Enge, Unsicherheit etc.)
Und ich spüre in meinem Körper _________________________ (min. 3 Empfindungen benennen).
Weil ich mich erinnere an ________________________________ ( nur Art der traumat. Erinnerung nennen).
Gleichzeitig schaue ich um mich und stelle fest wo ich jetzt bin im Jahr _______________ (aktuelles Jahr).
Ich bin hier in _______________________________ (Ort nennen).
Und ich sehe _________________________________ (Umgebungssachen benennen).
Und deshalb weiss ich, dass ___________________________________ ( nur Art der traumat. Erinnerung benennen) jetzt nicht mehr geschieht.
Und ich in Sicherheit bin!
Ich hoffe dies mit der Liste klappt, hab es nämlich noch nie im Forum gemacht.
Anna, ufff deine Liste ist ganz schön lang.
Willst du dies dann alles in so einer Situation durchgehen oder auch ein Teil wenn es besser wird?
Nur eine Frage weil mir wäre die Liste zu lang.
Freue mich wenn du weiter hier berichtest. Morgen ist ja wirklich Forumtherapietag
lg danny
Life isn't about waiting for the storm to pass. It's about learning how to dance in the rain.
Stimmt, Danny, es ist sehr lang.
Habe es gekürzt, ist trotzdem noch lang.
Jetzt sieht es so aus:
Checkliste zur Realitätsüberprüfung
Wie fühlt sich Dein Körper an?
Bist Du dissoziiert? Woran spürst Du das?
Was empfindest Du im Augenblick?
Was kommen Dir für Gedanken? Schreibe ganz frei auf, was Dir kommt, ohne zu werten.
Sind Deine Empfindungen von früher oder auf heute bezogen?
Gibt es Bedürfnisse in Dir?
Was möchte das Kind in Dir?
Was kann der Erwachsenen helfen?
Im Hier und Jetzt sein
1. Iss etwas Scharfes. Das hattest Du als Kind nicht!
2. Rieche Deinen Lieblingsduft!
3. Welche Einrichtungsgegenstände der Wohnung magst Du besonders gerne?
4. Was ist heute anders als damals?
5. Was kannst Du heute für Dich tun?
Heute ist der ___________ und ich lebe in _________________.
Ich bin ___ Jahre alt. Die Übergriffe geschehen nicht mehr, ich bin in Sicherheit!
Sei Du der Grund, dass andere an das Gute glauben!
ich hab mal eine Frage zu Skills und Imaginationen - ich versuche auch dies und das - manchmal hilft es auchndie alten Gefühle des verletzten Kindes nicht mehr so zu spüren, aber ich habe dann noch lange nicht Gefühle der realen Welt gegenüber und das finde ich auch oft schwierig, weil dann da nichts ist oder ich halte mich halt am zählen oder meinen Schritten fest - manchmal hab ich das gefühl ich müsste gute gefühle im Hier und jetzt erst lernen - die gibt es garnicht so wirklich im gehirn - und manchmal denke ich, dann besser das verletzte Kind im Körper spüren, dann ist da wenigstens überhaupt was und überhaupt was ist mehr Halt als nichts
Mir hilft es, den Raum zu verlassen. Werde ich durch einen Albtraum wach, stehe ich auf und verlasse das Schlafzimmer und sage mir immer wieder das Datum, also damit ich merke, dass ich im Hier und Jetzt bin.
Dann versuche ich mich abzulenken und erst wenn ich mich wieder komplett beruhigt habe, kehre ich ins
Schlafzimmer zurück.
für mich ist es auch ein Unterschied ob es eine Triggersituation ist oder ob ich Flashbacks habe. Wenn ich getriggert bin, ist es leider oft so, das alles Wissen, alle Skills einfach nicht da sind, ich diese nicht im Kopf und somit nicht verfügbar habe. Ich habe mir schon Zettel an die Türen gehängt aber auch diese, obwohl DIN A 4 groß, nehme ich dann nicht war und der alte Film läuft.
Gut ist es dann, wenn ich es schaffe mir irgendwann die Frage zu stellen. Was ich gerade fühle, denke, befürchte,... ist dies gerade absolut existenziell für mich? fühle ich mein Leben bedroht? Wenn die Antwort darauf "ja" ist und ich nicht gerade vor einem Tiger stehe, hänge ich in etwas Altem. Alleine wenn ich es schaffe mir dies Bewusst zu machen, bewirkt, dass ich schonmal ein Stück raus kommen. Oftmals weit genug, damit ich dann andere Skills anwenden kann. Diese einfache Frage hat mir schon so oft so sehr geholfen. Auch wenn es leider manchmal zwei Tage dauert, bis ich es schaffe an sie zu denken, sie anzuwenden.