Erfahrungen mit analytischer Psychotherapie
#1
Hallo Zusammen,

ich suche mit Moment einen neuen Therapeuten. Stehe schon auf Wartelisten. Jetzt habe ich da mal eine Frage. Hat schon einmal jemand von euch
eine analytische Psychiotherapie gemacht? Für Tipps und Erfahrungen wäre ich euch sehr dankbar.

LG seelenfrieden :)
Auf Regen folgt auch wieder Sonnenschein.
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#2
Analytische PT gilt nicht unbedingt als die Therapieform der Wahl, wenn es um Traumata geht. Es gibt auch hier gut weitergebildete Therapeuten, aber die Herangehensweise an sich kann triggernd sein.

Vor einiger Zeit habe ich mich bei einer Analytikerin vorgestellt, die wirklich sehr nett war. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass sie als Traumatherapeutin taugt, weil sie eine EMDR-Ausbildung hat. Aber dann fragte sie mich gleich im Erstgespräch nach Details von traumatischen Erfahrungen und meinte, dass sie sich sonst kein Bild machen könnte.

Auf der anderen Seite sind sehr bekannte Traumatherapeuten ausgebildete Psychoanalytiker, z. B. Luise Reddemann und Jochen Peichl, die allerdings beide im Fall von Trauma von der gängigen analytischen Praxis Abstand nehmen. Es ist also, wie immer, individuell sehr verschieden.

LG

Celestine
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#3
Vielen Dank für deine Antwort Celestine. *supi* Da werde ich wohl erst einmal die Finger davon lassen. So etwas könnte ich in meinem augenblicklichen Zustand überhaupt nicht gebrauchen. Bin erst heute wieder mehrmals getriggert worden und für heute reicht mir das erst einmal.

LG seelenfrieden
Auf Regen folgt auch wieder Sonnenschein.
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#4
Wenn du einen bestimmten Therapeuten im Auge hast bzw. die Möglichkeit eines Erstgesprächs, könntest du das trotzdem wahrnehmen, um dir ein eigenes Bild zu machen. Du musst keine Fragen beantworten, wenn du das nicht möchtest.

Meine persönlichen Erfahrungen sind natürlich nicht allgemeingültig.

LG Celestine
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#5
Vielen Dank Celestine. Sollte ich die Möglichkeit zu einem Erstgespräch haben werde ich dieses natürlich auch wahrnehmen. Werde dort dann gezielt meine Fragen stellen (schreibe ich mir vorher schon auf, damit ich nichts vergesse).
Aber noch ist es ja nicht soweit.

LG Seelenfrieden
Auf Regen folgt auch wieder Sonnenschein.
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#6
Ich war rund 3,5 Jahre in einer analytischen Psychotherapie (Langzeittherapie). Allerdings war am Anfang nicht klar, dass ein Trauma geschweige denn ein Trauma in solchen Ausmassen vorliegt... Der Therapeut hatte keine spezielle Traumausbildung etc...
Es wurde, verständlicherweise überwiegend von meiner Seite aus, geredet ohne jegliche Grenzen. So kam es schleichend zu einer massiven Retraumatisierung, da alle möglichen Trauma-Inhalte hochgekommen sind. So lebe ich heute mir der Retraumatisierung, mit zahlreichen Störungen die ich vor der besagten Therapie nicht hatte, und ich suche schon länger verzweifelt nach einer Traumatherapie.

Grundsätzlich denke ich, dass es nicht so auf den Verfahren (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder analytische Psychotherapie) ankommt, sondern auf die Qualifikation und Fähigkeiten des Therapeuten in Umgang mit genau dem Traumatyp das bei Dir vorliegt.
Nicht jeder der ein Trauma Typ1 (ein kurzes, akutes und begrenztes traumatisches Ereignis) behandelt, kann Trauma Typ2 (wiederholte, länger andauernde Ereignisse) behandeln.
Viele Therapeuten haben nur die Behandlung Trauma Typ1 gelernt und versagen bei Trauma Typ2. Nicht alle Therapeuten können es richtig differenzieren. Viele Therapieformen richten sich ja leider auf Trauma Typ1. Auch besonders wichtige Stabilisierungen des Klienten beherrschen nur wenige Therapeuten gut.
So zumindest meine Erfahrung…
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#7
Ja, da hast du recht. Ich denke auch, es kommt sehr auf den Therapeuten an.
Auf Regen folgt auch wieder Sonnenschein.
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#8
Seit mehr als drei Jahren mache ich eine Psychoanalyse. Eine Psychiaterin und Neurologin hatte unter anderem wiederkehrende depressive Episoden diagnostiziert und mir den Analytiker empfohlen. Von einer Traumatisierung, gar einer mehrfachen, ist niemand ausgegangen. Nur allmählich konnte ich Vertrauen fassen und mich öffnen. Dann fing das Ausgraben übelster Erlebnisse an. Ich fühle mich gut angenommen von meinem Analytiker und hänge sehr an ihm. Jedoch folgt Absturz auf Absturz mit kaum mal mehreren stabilen Tagen. Und überall lauern Trigger... Ich frage mich, ob es nicht wichtig wäre, Methoden des Umgangs mit Triggern und Flashbacks einzuüben, um längere stabile Phasen zu erreichen. Möglicherweise sind andere Therapieformen bei Mehrfach-Traumatisierungen weniger leidvoll. Vielleicht bin ich aber auch nur besonders mutlos und verzweifelt.
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#9
Hallo Stella,

ich denke, da kannst deinem Gefühl vertrauen. Es kann natürlich immer passieren, dass während der Therapie erst Traumata aufgedeckt werden. Aber zur Stabilisierung ist eine analytische Therapie nicht geeignet.
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#10
Die Analyse läuft außerdem auch zu viel über den Kopf. Nicht das zweckmäßige Mittel bei komplexen Traumata, weil Trauma vor allem das Emotionale und auch den Körper betrifft. Bei mir konnte die Analyse nur die Begleitumstände gerade rücken, mehr aber nicht. Auch der Therapeut damals sagte, dass es andere Verfahren dazu bräuchte, damit das Ergebnis langfristig gut bleibt. Das hat sich bei mir so bewahrheitet.

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


Zen-Weisheiten
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#11
Ja, das befürchte ich zunehmend. Ich habe das Gefühl, die Abstürze werden immer krasser, häufiger, länger. Mein Analytiker ist aber der allereinzigste Mensch, der überhaupt eine Ahnung hat, von dem Winzling und dem Chaoten, die in der äußerlich so anders wirkenden Frau wohnen... Deshalb will ich keinesfalls weg von ihm. Ich versuche, Trigger-Wegdrück-Übungen zu machen. Gelingen mir nicht. Vielleicht kann ich zusätzlich noch zu jemandem gehen...? Ich bin oft unerträglich aussichtslos verzweifelt.
Dieses Forum ist ein Glücksfall für mich!
Da fühle ich mich nicht mehr als der einzige lästige Selbst-Schuld-Kaputt-Mensch auf der Welt.
LG Stellla
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#12
Stellla schrieb:Ja, das befürchte ich zunehmend. Ich habe das Gefühl, die Abstürze werden immer krasser, häufiger, länger. Mein Analytiker ist aber der allereinzigste Mensch, der überhaupt eine Ahnung hat, von dem Winzling und dem Chaoten, die in der äußerlich so anders wirkenden Frau wohnen... Deshalb will ich keinesfalls weg von ihm. Ich versuche, Trigger-Wegdrück-Übungen zu machen. Gelingen mir nicht. Vielleicht kann ich zusätzlich noch zu jemandem gehen...? Ich bin oft unerträglich aussichtslos verzweifelt.
Dieses Forum ist ein Glücksfall für mich!
Da fühle ich mich nicht mehr als der einzige lästige Selbst-Schuld-Kaputt-Mensch auf der Welt.
LG Stellla

Oh, liebe Stella, das klingt für mich gar nicht gut! Kann das evtl. eine Abhängigkeitsbeziehung sein? Was sagt er denn zu den Abstürzen usw.?
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#13
Liebe Stella,

alleine kann man keine Traumatherapie machen und auch für die Stabilisierungsübungen muss man zunächst angeleitet werden. Du kannst dir natürlich jemanden parallel suchen, aber das wird die Krankenkasse auf keinen Fall bezahlen. Die Therapeuten machen so etwas auch nicht gern oder lehnen es sogar rundweg ab, höchstens, wenn du ein ganz anderes Verfahren wählst, z. B. Körper- oder eine Kreativtherapie, aber für mich liest es sich so, als ob das im Moment eher nicht das Richtige für dich ist.

Das Problem ist, dass jede analytische Stunde dich eventuell wieder neu triggern wird. Was sagt dein Therapeut dazu, dass du immer instabiler wirst?

LG

Celestine
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#14
Da ich sowieso einen massiven Atemwegsinfekt habe, habe ich die kommenden drei Analysestunden per eMail freundlich abgesagt und um Pause gebeten. Was Ihr zu Analyse und Stabilisierung schreibt, gibt mir sehr zu denken. Außer wegen Urlaubs habe ich noch nie abgesagt. Keine Ahnung, wie mein Analytiker reagieren wird. Ich will jetzt mal einen kleinen Abstand gewinnen und hoffe, dass ich danach den Mut aufbringe zu erklären, dass ich dringend Stabilisierung brauche. Vermutlich bin oft im "Tapferkeits-Schaff's-schon-Modus". Ich fühle mich von meinem Analytiker "gelobt", weil ich so "intensiv arbeite". Da läuft womöglich was schief. Fleißig und angepasst zu sein ist ja eher ein gewohnheitsmäßiges, teils selbstschädigendes, Verhalten von mir.
Ob mir die Analyse-Pause bekommt, ist allerdings sehr fraglich.
LG Stellla
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#15
Wenn ich lese, was ich „Stabilisierendes“ im Krisenforum geschrieben habe...Schon grotesk!
Da rutsche ich fast wieder in die Aussichtslosigkeit...
Tatsächlich habe ich Ahnung, wie es gehen könnte.
Es mir oft und anhaltend gelungen, Kinder, Erwachsene, Kranke, Greise, Demente...zu beruhigen
und mental „in Sicherheit bringen“ (beruflich und privat).

Bloß mich selbst
N I C H T.
*omg*

LG Stella
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