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Hallo,
Ich habe eine recht allgemeine Frage an alle die bereits in Therapie sind oder waren:
Kann man in Therapie sein und seinen Alltag trotz allem packen?
Ich lese so oft das die Therapie zu einem völligen Zusammenbruch des Kartenhauses führt. Bedeutet das im Umkehrschluss das ich, wenn ich mich darauf einlassen will, auch entsprechend sicher sein sollte, das ich mir entsprechende Freiräume nehmen kann? Ich meine damit jetzt nicht das es mal schwerer wird, sondern wirklich: kann man Therapie haben und trotzdem den normalen Alltag mit Job und Kindern weiter auf die Reihe bekommen?
Dankbare Grüße
Hexe
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liebe Hexe,
ich denke, es kann zumindest zeitweise schon ein balanceakt sein, therapie zusätzlich zu allem anderen zu bewältigen. einerseits. aber es gibt ja sehr viele unterstützende aspekte dabei. und vor allem ist es wichtig auf eben diese alltagsbedingungen zu achten, wenn es am anfang darum geht, ziele der therapie auszuloten und auch festzulegen. nicht zuletzt ist die wahl der art der therapie eine möglichkeit, die belastung nur so weit zuzulassen, wie sie auch bewältigbar ist. bzw. es ist grundsätzlich wichtig diese belastung, die durch therapeutische prozesse entstehen kann eben mit in die therapie mit einzubeziehen. ich habe z.b. für mich entschieden, traumatherapie, die in richtung konkreter arbeit mit einem trauma geht, nur stationär zu machen und ambulant mich auf alles zu konzentrieren, was im ergebnis stabilisierend wirkt. dabei kann ich natürlich schon schwere phasen haben, aber bisher haben die psychotherapeutinnen immer drauf geschaut, dass ich eben letztendlich kraft in meinen ressourcen finde, um aus den schwierigen therapiephasen auch wieder raus kommen zu können.
da du kind/kinder hast ist es natürlich besonders wichtig, darauf zu achten, dass die nicht zu kurz kommen. möglicherweise kannst du dir auch unterstützung im alltag organisieren. da wäre eine mögliche anlaufstelle eine sozialberatung z.b. bei der AWO oder Caritas, je nachdem welcher träger das an deinem wohnort macht.
liebe grüße, kyra
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Vielen lieben Dank euch für eure Antworten!
Ihr habt völlig Recht, eine völlige Sicherheit ist nicht möglich. Auch wenn ich es mir so Wünschen würde. Aber eure Beschreibungen machen mir Mut. Mut das es gehen kann, Therapie und Alltag.
Ich stehe genau vor diesem Dilemma das auch ihr beschreibt. Ich habe Kinder, für die ich verantwortlich bin und auch sein will. Ich möchte für sie da sein, gerade wo sie noch so klein sind. Und ich bin stabil, funktioniere in meiner kleinen Welt fast ohne Symptome. Aber ich merke auch das ich meinen Kindern auch so nicht mehr komplett gerecht werde. Selbst wenn ich den Schein wahre, ist es zunehmend schwer . Das Lächeln will mir einfach nicht richtig gelingen und mit ihnen zu albern und quatsch zu machen hat jede Freude verloren. Und auch das bin ich ihnen Schuld. Aber vielleicht ist es einen Versuch wert. Vielleicht finde ich einen Therapeuten der bereit ist in diesen Grenzen zu arbeiten die ihr so schön beschreibt. Und bis ich den finde sind die Kinder auch schon wieder größer...
Ich bin euch so dankbar! Immer wieder antwortet ihr mir und helft mir mein Leben zu sortieren ohne das ich etwas dafür geben kann. Dankeschön!
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Liebe ssri,
Du hast völlig recht, Kinder bringen uns auch so oft an unsere Grenzen. Oft genug auch darüber hinaus. Aber das ist gefühlt anders, das kann ich kommunizieren so wie du es beschreibst. Mama ist heute müde oder genervt... Aber diese Sachen... Ich bewundere euch dafür das ihr damit so offen umgehen könnt. Ich kann akzeptieren das ich Dissoziationen habe. Und ich weiß im Grunde auch wahrscheinlich den Grund. Aber ich kann darüber nicht sprechen, nicht einmal mir gegenüber. Diese Dinge gehören nur mir. Wie kann ich dann den Kindern diese Dinge erklären, was im weiteren dann auch noch zu Fragen von der Kita und Schule führen würde wie ich meine Kinder kenne. Dafür bin ich noch nicht bereit.
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Liebe Hexe,
ich will dich sehr ermutigen, therapeutische unterstützung zu suchen. ich finde es toll, dass du so frühzeitig bemerkst, dass du hilfe brauchen könntest.
Zitat:Vielleicht finde ich einen Therapeuten der bereit ist in diesen Grenzen zu arbeiten die ihr so schön beschreibt.
es ist meiner ansicht und erfahrung nach eine bedingung und grundhaltung von psychotherapeut:innen, auf die grenzen dessen zu achten, was bewältigbar ist. und wenn du deine sorgen diesbezüglich gleich am anfang ausdrückst ist ja das eins der wichtigsten ziele der therapie, im alltag stabil zu bleiben. das ist eine sehr gute voraussetzung für ein gelingen.
ich wünsche dir viel glück bei der suche. ich bin auch gerade dabei, eine psychotherapeutin zu suchen. ich habe einen teil der liste von überhaupt in der region für mich gut erreichbaren psychotherapeutinnen abtelefoniert. bei zweien stehe ich auf einer warteliste. ich habe die erfahrung gemacht, dass ich mit glück auch manchmal relativ schnell dann einen platz bekommen habe. ich will damit sagen, dass du dich nicht von langen wartelisten und absagen abschrecken lassen brauchst. es ist mühsam, jemanden zu finden. lass dir die zeit dafür, die du brauchst. ich kann z.b. nur selten bei zwei telefonnummern hintereinander anrufen, auch wenn ich bei der ersten niemanden außer dem anrufbeantworter angetroffen habe. inzwischen mache ich soviel pause zwischen den anrufen, wie ich sie brauche.
ich wünsche dir viel glück und finde es toll, dass du auf dem weg schon einige schritte gemacht hast, z.b. indem du hier im forum thematisiert hast, worum es dir geht.
kyra