Umgang mit Narzissten
#1
Schwierige Menschen machen uns das Leben schwer, weil sie es gerne haben, wenn sie sich groß und andere klein fühlen. Es gibt jedoch Strategien, wie man souverän mit ihnen umgehen kann.
Von FOCUS-Online-Autorin Susanne Rytina

Tyrannen, Besserwisser, eitle Pfauen

Was ist an schwierigen Menschen schwierig? Klar, schwierig sind nicht wir, sondern immer nur die anderen. Nur weil manche Menschen unverblümt ihre Meinung sagen, sind sie noch lange nicht problematisch. „Es gibt aber Männer und Frauen, die besitzen extreme Persönlichkeitszüge“, meint der Hamburger Psychologe Valentin Nowotny, Autor des Buches „Die neue Schlagfertigkeit“. Sie wirken arrogant und wissen, wie sie ihr Gegenüber kleinmachen können. Narzissten, so die Persönlichkeitspsychologie, verhalten sich häufig wenig einfühlsam. Denn sie scheinen sich vor allem für eines zu interessieren – für sich selbst. Ihr Beziehungsstil sei durch Macht und Manipulation gekennzeichnet, wie Studien des US-Psychologen Keith Campbell von der University of Georgia zeigen. Campbell spricht sogar von einer Epidemie an Narzissten in unserer Gesellschaft – gekennzeichnet durch den Celebrity-Kult und selbstherrliche Darstellungen in sozialen Netzwerken. Viele Narzissten verhielten sich ihren Mitmenschen gegenüber aggressiv und kränkend.

Was kränkt besonders?

Kränkungen kennt fast jeder aus dem Alltag in Beziehungen, der Familie oder am Arbeitsplatz. US-Kommunikationsforscher haben untersucht, wann man sich in einer Beziehung gekränkt fühlt. Männer und Frauen gaben in Befragungen an, dass sie es besonders übel nehmen, wenn sie glaubten, dass der Partner sie mit voller Absicht a­us strategischen Gründen gekränkt habe. Eine Befragung mit 288 Studenten durch Kommunikationsforscher der University of Texas, ergab, dass „Verrat“ und „Zurückweisung“ die am häufigsten genannten Gründe waren für gekränkte Gefühle. Die Studenten gaben zum Beispiel an: „Ich fühlte mich manipuliert und missbraucht“ oder „… eine Person, von der ich dachte, sie respektiert mich, hat meine Integrität attackiert“.

Andere abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten, scheint ein beliebtes Verhaltensmuster bestimmter Persönlichkeiten zu sein. In einer experimentellen Studie an der Technischen Universität Chemnitz sollten Psychologiestudenten aufgrund von Videoaufnahmen die Fähigkeiten ihrer Mitstudenten beurteilen, die im Rollenspiel ihr­e therapeutischen Fähigkeiten erprobten. Besonders Narzissten äußerten sich hier aggressiv und abwertend. „Der kann doch mit seinem Studium gleich aufhören. Der wird ja nie ein Therapeut“, äußerten sie zum Beispiel.

Ob verbale Attacken der Narzissten tatsächlich kränken, hänge eher vom Selbstwert des Gegenübers ab, sagen Psychologen. Ein geringer Selbstwert geht laut empirischer Forschung mit stärkerer Verletzlichkeit einher. Männer und Frauen, die sich jedoch gegenüber anderen besser abgrenzen und sich innerlich distanzieren können, seien eher vor Kränkungen gefeit.

Die Mechanismen der Abwertung

Manipulation: Menschen, die ihren eigenen Willen gegenüber anderen durchsetzen wollen, verwenden gern das Mittel der Manipulation. Sie möchten ihre Umwelt zu einem Verhalten zwingen, das sie sich von ihr erwarten. Eine beliebte Strategie ist es laut dem Psychologen Nowotny zum Beispiel, den Eindruck zu erwecken, als sei das Verhalten, das sich der andere wünscht, ohne Zweifel richtig. „Alle anderen ernähren sich aber auch gesund, deshalb will ich, dass du darauf achtest“ oder „Ich kenne niemanden außer dir, der sich nicht gesund ernährt.“ Auch das Erzeugen eines Dilemmas gehört zu den Machtspielchen, bei denen es darum geht, dass einer die Kontrolle über den anderen behält. „Entweder du machst das, was ich dir sage, oder wir gehen getrennte Wege.“

Verallgemeinerung: Generalisierungen führen dazu, dass die ganze Person negativ beurteilt wird. „Du kümmerst dich nie um etwas – das ist verantwortungslos.“ Dabei hat der Partner zum Beispiel nur vergessen, die Milch zu besorgen. Auch Charakterisierungen des andern wie „Du bist langweilig, faul, dumm“ führen dazu, dass sich das Gegenüber als Person insgesamt abgewertet fühlt.

Projektion: Menschen, die jemanden verbal attackieren, projizierten oft ihre eigenen negativen Gefühle auf den anderen, sagen Psychoanalytiker. Das heißt, sie geben dem Gegenüber die Verantwortung für die eigenen destruktiven Gefühle. Die Person sagt etwa „Ich denke, dass du mich nicht leiden kannst“. Dabei ist sie es selbst, die den anderen nicht ausstehen kann.

Doppelte Botschaften: Jemand sagt mit verärgertem Tonfall: „Wie geht es dir?“ Un­d wenn man danach fragt, warum der andere sauer sei, heißt es: „Ich habe doch nur gefra­gt, wie es dir geht.“ Resultat: Man fühlt sich schlecht, weil man nicht weiß, welche Laus dem Partner über die Leber gelaufen ist. Jemanden in der Schwebe über seine wahren Gefühle zu lassen ist ein beliebtes Mittel, dem Partner einen Dämpfer zu verpassen. Besonders, wenn Eltern gegenüber ihren Kindern solche doppelten Botschaften senden, erzeugen sie Angst, Unsicherheit und Selbstzweifel.

„Wolfssprache“: Laut dem US-Psychologen Marshall Rosenberg, Vertreter der gewaltfreien Kommunikation, gibt es eine sogenannte Wolfssprache, die dazu führt, dass sich der andere schlecht fühlt, sich wehrt oder ausweicht. Laut Rosenberg verursacht diese Kommunikation gegenseitige Aggression. Sie ist gekennzeichnet durch:

• Analyse: „Wenn du das beachtet hättest ...“
• Kritik: „So ist das falsch, das macht man so ...“
• Interpretationen: „Du machst das, weil. ...“
• Wertungen: „Du bist klug, faul, du liegst richtig, falsch ...“
• Strafandrohungen: „Wenn du nicht sofort, dann ...“
• Sich im Recht fühlen

Integrität bewahren

„Das Wahren der eigenen Integrität ist besonders wichtig im Umgang mit schwierigen Menschen“, sagt Psychologe Nowotny. Wer in einer unangenehmen Situation innerlich klar bleibe, entscheide selbst, was er tun und lassen möchte. „Jeder ist der König in seinem Reich.“ So verhindere man, kontrolliert zu werden. Oft sei es ratsam, so Nowotny, den Impuls der Attacke aufzugreifen und ihn mit einer gewissen Schlagfertigkeit zurückzugeben. Im Moment reagiert zu haben – und nicht erst Stunden oder Tage später – bereinige häufig die Situation. Laut Nowotny kann man es lernen, geschickt etwas zurückzugeben und den Angriff mit Entschiedenheit und Standfestigkeit zu parieren.

Zurückspiegeln: „Dir fehlt doch komplett der Überblick“, lautet zum Beispiel ein Vorwurf. Man greift ihn einfach auf, und wendet i­hn gegen den anderen. „Da sprichst du wohl aus Erfahrung?“

„Wie sieht es denn hier schon wieder aus, in diesem Chaos kann doch kein Mensch arbeiten“, kommentiert jemand den Zustand des Schreibtisches. „Ordnung ist für dich wohl das halbe Leben?“, gibt man die Kritik zum Beispiel zurück. Der Kernpunkt: Man rechtfertige sich nicht, sondern mache die Ordnungsliebe des anderen zum Thema.

Selbstsicher bleiben: „Wer sich wie ein Schoßhund gebärdet, darf sich nicht wundern, wenn andere ihn angreifen. Jeder, der sich kleinmacht, lädt andere dazu ein, auf ihm herumzutrampeln“, sagt Psychologe Nowotny. „Wer aufrecht geht, dem wird auch mehr Respekt entgegengebracht.“ Wer in seinem Selbstbewusstsein stark schwanke, neige auch eher dazu, bei kritischen Fragen in Verteidigungshaltung zu gehen. Doch auch ein selbstsicheres Auftreten und ein positives Selbstkonzept lassen sich trainieren, so Nowotny.

Bewahren der Leichtigkeit: Kaum etwas wirkt so spielerisch, wie mit großer Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. „Leichtigkeit lässt sich auch realisieren, wenn Sie eigentlich irritiert oder eingeschüchtert werden“, so Psychologe Nowotny. Wer etwa Humor zeige, der neutralisiere die ursprüngliche Absicht des anderen, ihn anzugreifen und zu destabilisieren. „Geben Sie ihm recht und übertreiben Sie dabei“, rät Nowotny. Ein Beispiel: „ Bei dir sieht es aber wüst aus.“ „Ja genau, das brauche ich, um kreativ arbeiten zu können.“ Man kann es auch mit der „Danke, gleichfalls“-Technik probieren. „Du plusterst dich hier auf wie ein Pfau!“ – „Danke, gleichfalls, wenn es dir aufgefallen ist, dann bist du ja auch ein Pfau.“

Bewahren der Leichtigkeit: Kaum etwas wirkt so spielerisch, wie mit großer Leichtigkeit durchs Leben zu gehen. „Leichtigkeit lässt sich auch realisieren, wenn Sie eigentlich irritiert oder eingeschüchtert werden“, so Psychologe Nowotny. Wer etwa Humor zeige, der neutralisiere die ursprüngliche Absicht des anderen, ihn anzugreifen und zu destabilisieren. „Geben Sie ihm recht und übertreiben Sie dabei“, rät Nowotny. Ein Beispiel: „ Bei dir sieht es aber wüst aus.“ „Ja genau, das brauche ich, um kreativ arbeiten zu können.“ Man kann es auch mit der „Danke, gleichfalls“-Technik probieren. „Du plusterst dich hier auf wie ein Pfau!“ – „Danke, gleichfalls, wenn es dir aufgefallen ist, dann bist du ja auch ein Pfau.“

Sich distanzieren: Bei einem unfairen Angriff sollte man versuchen, ganz bei sich zu bleiben und nicht emotional zu reagieren. Man braucht sich nicht zu verteidigen, sondern nur sachlich zu bleiben. Es gibt Situationen, in denen Schlagfertigkeit nicht angebracht ist, vor allem wenn es um massive Beleidigungen und Androhung von Gewalt geht“, sagt Nowotny. Hier sei es sinnvoll, den Kontakt einfach abzubrechen.
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#2
hallo,

vielen dank für den interressanten artikel. grade die beispiele und wie man reagieren kann finde ich super hilfreich. vielen dank!

liebe grüße,

seelenschmerz
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#3
*freunde*

auch von mir vielen Dank, dass Du immer diese interessanten Grundlagenbeiträge einstellst. Ich finde es einfach klasse, dass auch mal nachzulesen, was man unbewusst fühlt. *super* und vor allem, wie man dieser Manipulation entkommen kann.

GLG, Nelli *rose*
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