Posttraumatische Verbitterungsstörung
#1
Beim Stöbern im Focus bin ich auf diese Störung gestoßen und ich musste erkennen, dass ich sie selbst habe. Hier eine Kurzfassung aus Lebenshilfe ABCL

Eine Verbitterung ist meist die Folge einer großen persönlichen Kränkung. Man fühlt sich von seinen Mitmenschen sehr ungerecht behandelt und missverstanden, ist zutiefst verletzt und fühlt sich gleichzeitig hilflos, dagegen etwas zu unternehmen.

Auf die Enttäuschung und Hilflosigkeit reagieren Betroffene mit ohnmächtiger Wut, Rachegefühlen, Groll, Feindseligkeit, Aggressionen, Depressionen und Weinkrämpfen. Die Folge sind oft Schlafstörungen, Magen-Darm- und Konzentrationsprobleme, Essstörungen. Ihre Gedanken kreisen ständig um das kränkende Ereignis oder die Person.

Wenn Betroffene nicht in der Lage sind, die Kränkung zu verarbeiten, kann es zu einer chronischen Verbitterungsstörung kommen, die als Posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED) bezeichnet wird.

Aus psychologischer Sicht ist eine Verbitterung die Folge eines verletzten Selbstwertgefühls und eines damit verbundenen geringen Selbstvertrauens. In dem Maße, in dem Betroffene lernen, ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen zu stärken, erleben sie Angriffe anderer nicht mehr als persönliche Kränkung und ihre Hilflosigkeit nimmt ab.

Die Verbitterungsstörung ist ein Form der Anpassungsstörung.
Zitieren
#2
Hey Carmen,
und gibt es auch Theraieformen dafür oder ist das noch ein "Experimentierfeld"?
lg
Karen
Zitieren
#3
Hallo Karen,

die Therapie nennt sich "Weisheitstherapie und ist eine Variante der kognitiven Verhaltenstherapie. Ich muss das selber noch genauer lesen, hab es erst mal nur überflogen. Da ich unter dieseer Störung viele Jahre schon leide und das erst jetzt erkannt habe, dass es eine extra Störung ist, weiß ich nicht, ob bei mir noch viel zu machen ist. Ich hab immer versucht mit meinem Verstand dem Wunsch nach Rache an meinem Ex entgegen zuarbeiten, aber der Hass hat mich die genzen Jahre in den Krallen gehalten und erst als ich erfahren hab, dass seine Neue einen Hirntumor hat, ist es besser geworden. Ich muss zu meiner Schande sagen, dass ich mich darüber gefreut habe, obwohl so etwas meinem Wesen total widerspricht. Ich hab wirklich sehr gelitten, das kann sich ein normaler Mensch nicht vorstellen.

LG
Carmen
Zitieren
#4
Kerzenlicht schrieb:weiß ich nicht, ob bei mir noch viel zu machen ist.

Sehe ich hier ein altes Verhaltensmuster??? *frech*

Hass trägt manchmal merkwürdige Blüten in einem drinnen. Das ist wohl normal. Immerhin hast du den da hin gelenkt wo er in etwas hingehört. In die Richtung Deines Ex.
Ich hoffe, Du findest einen Therapeuten der sich damit auskennt.
lg
Karen
Zitieren
#5
Deine lange Zunge ist phänomenal. *kichern*

Ich will auf jeden Fall versuchen, eine gute Therapie zu machen, sind ja bei mir noch andere Dinge im argen. Ich hab das Glück, dass ich eine Einsicht dahingehend habe, dass ich Hilfe brauche, denn angeblich ist das bei Verbitterungsstörung nicht der Fall.

LG
Carmen
Zitieren
#6
Sehr gut!!! Du hast dich auf den Weg gemacht. Das ist doch etwas. Glückwunsch. Und versteif Dich nicht so auf eine bestimmte Diagnose. In der Regel ist unsere Seele etwas vielschichtiger und so Einiges greift ineinander. Aber die Hauptrichtung bleibt. Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen. Und zieh vor Dir den hut. Nicht jeder schafft den Aufbruch auf seinem Weg.
lg
Karen
Zitieren
#7
Sei lieber nicht so voreilig mit dem Hut, Karen. Ich hab mich noch nicht zur Therapie angemeldet.

Meine Diagnosen sind alles Selbstdiagnosen, auf Grundlage der Kriterien und Beschreibungen der entsprechenden Störungen. Ich kenn ja meine Gedanken am besten und hinterfrage mein Handeln auch schon seit meine Kinder klein waren intensiv, so dass ich mich gut einschätzen kann. Für mich ist es deshalb wichtig, eine Diagnose zu haben, damit ich weiß, was bei mir Sache ist und dass es überhaupt einbe Störung und nicht normal ist, wie ich empfinde. Dieses Wissen ist wichtig, damit ich Hilfe annehmen kann, ohne mich zu schämen. Außerdem kann ich so überhaupt erst mal mich selber verstehen und nachvollziehen, warum ich so bin, wie ich eben bin. Da kann man dann auch schon selbst ein bisschen gegensteuern, man hat ja zum Glück einen 'Verstand, den man dazu einsetzen kann. Leider hat er mir bei dieser blöden Verbitterungsstörung nicht geholfen, denn ich hab immer versucht, dem Hass entgegenzusteuern.

LG
Carmen
Zitieren
#8
Kerzenlicht schrieb:Ich hab mich noch nicht zur Therapie angemeldet.

Das kommt schon noch. Nur keinen Stress. Immer nur einen Schritt nach dem anderen. du bist schon auf dem richtigen Weg. Von dem, was ich so weiß würde ich Dir empfehlen eine tiefenpsychologische Verhaltenstherapie ins Auge zu fassen. Das deckt dann zumindestens einen großen Teil ab und der Therapeut hat in beide Richtungen Ahnung. Du schaffst das schon.
lg
Karen
Zitieren
#9
Danke, dass Du mir Mut machst, Karen. Das kann ich grad jetzt gut gebrauchen.

Ich wünsch dir ein friedvolles Weihnachtsfest.

LG *freunde*
Carmen
Zitieren
#10
Liebe Carmen,

in leider in meinen Gedanken viel bei dem was mein Bruder sagte und eben was meine Mum sagte.

Nun zu Dir,
ich habe es leider nur überfliegen können, aber bitte sage nicht, es sei bei Dir nicht mehr viel zu machen, Du bist Liebenswert, und es gibt genügend Menschen ,die Dich lieben und die Dich schätzen gelernt haben.

Wie ich zum Beispiel, ohne Dich, währe ich noch nicht hier .
was im Moment auch nicht gut ist aber ein Fortschritt, in Sachen mein Bruder ich und meine Mum.

In liebevollen Gedanken,
Kaputt...
Zitieren
#11
Liebe Kaputt,

danke für deine lieben Worte. Du selbst bist auch ein lieber Mensch und das Forum wäre ziemlich leer ohne dich. *knuddeln*
Wir beide werden uns gegenseitig ein bisschen antreiben, um einbe Therapie zu beginnen, was meinst du?

LG
Carmen
Zitieren
#12
Hier noch der Artikel über Verbitterungsstörung aus dem Focus:

Krank durch Kränkung
Niederlagen können psychisch krank machen: Geld verloren oder Job gekündigt – Menschen mit Verbitterungsstörung schaffen es nicht, Misserfolge zu bewältigen.

Der Molotow-Cocktail verfehlte sein Ziel. Die Frau, der er galt, kam mit dem Schrecken davon. Der Arbeitslose Hans M.* hatte den lodernden Brandsatz in das Besprechungszimmer eines Jobcenters geworfen. Der Grund: Er konnte die Schande seiner Kündigung nicht mehr ertragen. „Mein Job“, sagt der Mann, „war mein Leben.“

Rund zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden (nach Schätzungen) an einem emotionalen Dauerschockzustand, der sogenannten „posttraumatischen Verbitterungsstörung“ (PTED). Die Betroffenen sind unfähig, ein bestimmtes Ereignis zu verarbeiten, das sie als entwürdigend, kränkend oder ungerecht empfunden haben – den Verlust des Arbeitsplatzes, eine Niederlage vor Gericht oder eine Scheidung zum Beispiel. Unentwegt hämmert die Erinnerung an das Ereignis im Kopf der Patienten. Groll, Depressionen, Selbstmordgedanken oder Rachegelüste sind die Folge. Bei einigen PTED-Patienten bricht die Wut aus.

Verbitterung schlimmer als Depression
Der Psychiatrieprofessor Michael Linden hat an der Klinik für Rehabilitation in Teltow bei Berlin rund 150 PTED-Patienten behandelt. Er sagt: „Könnte ich wählen zwischen Depression und Verbitterung, ich würde mich für die Depression entscheiden. Verbitterung ist ein ungleich härteres Schicksal.“ Die Störung umfasse alle Lebensbereiche, sie gehe einher mit Verzweiflung, Aggression, Hoffnungslosigkeit und Denkblockaden.

Die Ursachen der (plötzlich auftretenden) psychischen Störung sind noch weitgehend unbekannt. Grund dafür sei eine gewisse Betriebsblindheit der Psychiater und Psychologen, glaubt Michael Linden. Früher hätten Experten das eigentliche Problem der Betroffenen nicht erkannt und sie ausschließlich wegen ihrer Depressionen oder Aggressionen behandelt. Nach zirka zehn Jahren Forschung ist immerhin so viel klar: Das auslösende Ereignis trifft den Lebensmittelpunkt, bei Karrieristen die Arbeit, bei Familienmenschen die sozialen Beziehungen. Männer sind genauso oft betroffen wie Frauen, junge Menschen in gleichem Maße wie alte.

Die Krise durch „Weisheit“ meistern

Behandelt wird die posttraumatische Verbitterungsstörung mit einer speziellen Verhaltenstherapie, der „Weisheitstherapie“. Unter „Weisheit“ verstehen Psychologen die Fähigkeit, mit Lebensproblemen gelassen umzugehen. Um das zu erreichen, versetzen sich die Betroffenen in Rollenspielen in die Lage von Menschen, die andere gekränkt haben. Dieser Wechsel der Perspektive hilft, das eigene Problem zu relativieren. Außerdem lernen die Patienten, unlösbare Probleme zu akzeptieren – statt darüber zu verbittern. Wie erfolgreich das junge Therapiekonzept ist, muss erst ausgewertet werden, sagt Michael Linden. Ein paar seiner Patienten seien nach vielen Monaten Behandlung geheilt, andere immerhin „funktionsfähig“
Zitieren
#13
Diagnostische Kriterien in Anlehnung an ICD 10:

A. Die folgenden drei Kriterien müssen erfüllt sein:

1. Die Betroffenen haben ein einschneidendes persönliches Ereignis erlebt, bzw. eine einschneidende persönliche Erfahrung gemacht, die sie äußerst gekrämkt, herabgewürdigt oder verbittert hat.
2. Das kritische Lebensereignis wird als ungerecht erlebt mit dem Gefühl, dass das Schicksal oder der Verursacher nicht fair mit ihnen umgegangen ist.
3. Das Ereignis ist den Betroffenen bewusst und hat ihre psychische Befindlichkeit deutlich und anhaltend negativ verändert.

B. Von den folgenden Kriterien müssen mindestens zwei vorliegen:

Die Betroffenen erleben:
1. rezidivierend sich aufdrängende und belastende Erinnerungen.
2. Gedanken oder Träume an das kritische Lebensereignis und / oder zeigen heftige emotionale Reaktionen, wenn sie an das Ereignis erinnert werden,
3. nehmen die ausgeprägte Reaktion häufig als Verbitterung wahr.

C. Von den folgenden Kriterien müssen mindestens 4 erfüllt sein:

1. tatsächliche oder mögliche Meidung von Orten oder Personen, die an das kritische Lebensereignis erinnern
2. Beeinträchtigung familiäreer Aktivitäten
3. Beeinträchtigung beruflicher Aktivitäten
4. Beeinträchtigung von Hobbys, Freizeitaktivitäten, sozialen Aktivitäten
5. erhebliche Selbstvorwürfe, Ärger auf sich selbst
6. häufig gedrückte Grundstimmung
7. häufig gereizte Grundstimmung
8. bei Ablenkung kurzfristig normale Stimmungslage möglich

D. Die beiden folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:

1. Dieses Verhalten und Erleben bestand nicht vor dem belastenden Ereignis.
2. Dieses Verhalten und Erleben besteht seit mindestens 6 Monaten.
Zitieren