Wie gehe ich einen Klinikaufenthalt an?
#1
Als meine Therapeutin mir vor gut einem Jahr empfohlen hatte, über einen Klinikaufenthalt nachzudenken, bin ich schier wahnsinnig geworden. Mir hätten Informationen geholfen zu Fragestellungen wie:

- Wie läuft das Antragsverfahren? Worauf muss ich achten?
- Wer ist wann mein Ansprechpartner - Krankenkasse oder Rentenversicherung?
- Welchen Einfluss kann ich bzgl. der Klinikauswahl nehmen - Tipps und Tricks?
- Gibt es gute Seiten mit Klinikbewertungen?
- Was ist der Unterschied zwischen Rehaklinik und Akut-Klinik?
...

Habt ihr hier Erfahrungen oder Wissen?
Wie seid ihr vorgegangen?
Was könnt ihr als Tipps hier lassen?
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#2
Hallo just me,
ich denke deine Therapeutin hätte dir auch dort weiter helfen können, oder nicht?
Ich bekam meine Überweisung von meinen Neurologen, der mir auch gleichzeitig eine Klinik empfahl.
Wenn du eine Überweisung hast, kannst du dir auch selber eine Klinik suchen die nicht privat ist, wenn du
gesetzlich versichert bist. Ansprechpartner ist dabei die Krankenkasse, solltest du keine Klinik finden. Einen Antrag
musst du nicht stellen. Wichtig ist die Überweisung und wenn du eine Klinik hast, dort anrufen und einen Termin machen. Klinik kannst du googlen, sowie Klinikbewertungen. Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen!
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#3
just me schrieb:Wer ist wann mein Ansprechpartner - Krankenkasse oder Rentenversicherung?


Bei mir war es die Rentenversicherung. Allerdings wurde es von der Krankenkasse weitergeleitet.

just me schrieb:Welchen Einfluss kann ich bzgl. der Klinikauswahl nehmen - Tipps und Tricks?


Am Besten sich selbst informieren. Bevor ich dem Klinikaufenthalt zugestimmt habe, bin ich hingefahren und habe sie mir angeschaut. Dementsprechend konnte ich für mich ganz gut argumentieren warum ich gerade in diese Klinik möchte. Es liegt im allgemeinen Interesse, dass man weiter kommt.

just me schrieb:Gibt es gute Seiten mit Klinikbewertungen?


Natürlich könnte man sich über das Internet informieren. Als ich mich damals schlau machen wollte, hatte ich die Erfahrung gemacht, dass meist diejenigen einen Kommentar zur Klinik gemacht haben, die darüber verärgert waren. Unmut wird sehr schnell kund getan.
Mich hat das ganze irritiert und habe mich bei meiner Krankenkasse beraten lassen, welche Möglichkeiten ich habe und wo ich was finde.

just me schrieb:Was ist der Unterschied zwischen Rehaklinik und Akut-Klinik?


Es gibt 4 verschiedene Arten:
- psychosomatische Rehaklinik
- psychosomatische Akutklink
- psychosomatische Reha und Akutklinik
- psychiatrische Klinik
Bei den Kliniken, die ich mir angesehen hatte, habe ich festgestellt, dass es in der Rehaklinik Einzelzimmer gibt, im Gegensatz zu den 3 letzteren.
Die Wartezeit beträgt leider zum Teil bis mindestens 10 Wochen. Bei der Akutklinik ist die Wartezeit ca. 1 Woche, während man sich in die psychiatrischen Klinik sofort einweisen kann.
Manch einer behauptet, dass man in der Rehaklinik nur 6 Wochen Aufenthalt haben kann. Dem kann ich wieder sprechen. Ich war weit aus länger, hatte auch das Glück innerhalb von 1 Woche in meiner ausgesuchten Klinik einen Platz zu bekommen.
Meine Schwiegermutter hält sich zur Zeit in einer Akutklinik auf. Dort ist absolutes Handy, Radio und Fernsehnverbot. Dies war bei mir in der Rehaklinik nicht der Fall.

Was kann man von der Psychiatrie erwarten?

Vorrangig werden hier Menschen behandelt, die medikamentöse Unterstützung brauchen, diese Maßnahme steht hier eher im Fokus des Interesses als andere Dinge. Das kann nötig sein, weil vielleicht ohne Medikamente eine belastbare Therapiefähigkeit nicht gegeben ist oder aber massive Schlafstörungen die Patienten daran hindern, Erholung zu finden und somit die Grundlage für eine Arbeit an sich und der eigenen Geschichte nicht gegeben ist.

Auch gibt es Erkrankungen, bei denen es heutzutage therapeutischer Standard ist, medikamentös zu behandeln, da man erkannt hat, dass eine Psychotherapie allein keine ausreichenden Erfolge erzielt oder aber die Kombination von beidem hilfreicher ist. Dies trifft zum Beispiel auf schwere Depressionen zu. Allerdings ähnelt das Finden der richtigen Substanzen oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen und so kann eine medikamentöse Einstellung allein schon Wochen dauern.

Was kann man von der Psychosomatik erwarten?

Hier liegt der Schwerpunkt auf der Therapie und der Erkenntnis, dass Menschen auf die Wechselfälle des Lebens mit Körper und Seele reagieren. Medikamente werden auch hier verordnet, stehen aber nicht so sehr im Vordergrund. Der Fokus der Therapien ist je nach Haus verschieden.

Es gibt in Deutschland drei Richtungen der kassenfinanzierten Psychotherapie, die auch alle in Kliniken vertreten sind: die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch und die psychoanalytisch ausgerichtete Form. In vielen Kliniken wird multimethodal gearbeitet, es werden also Therapierichtungen und -arten je nach Erfordernis und Bedürfnis des Patienten gemischt. Die hohe Anzahl der Behandler in Kliniken führt dazu, dass in der Regel auch alle Richtungen vertreten sind.
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#4
boah, danke schon mal für eure Antworten
*rose*
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#5
mag oder kann hier noch wer was ergänzen? ich weiß dass urlaubszeit ist, ich wollte es nur wieder mal in erinnerung rufen.
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#6
Welche Klinikart am Besten ist, sollte von der Erkrankung und den Zielen abhängig sein. Beispielsweise stand bei mir lange die Bulimie als Hauptproblem. Da hat mir die Psychosomatik wenig gebracht. Ich war dann irgendwann auf einer richtigen "Essi-Station", die hat mir diesbezüglich sehr viel weiter geholfen. Man muss auch vom Essverhalten einigermaßen stabil sein, um auf die Traumastation kommen zu können. Privatpatienten haben z.B. Einzelzimmer, Kassenpatienten meist Doppelzimmer.

Traumatherapie im stationären Setting kann in mehreren Intervallen gemacht werden. Das heißt a 3 mal etwa 12 Wochen (Wie lange genau und in wie vielen Intervallen, weiß ich nicht genau, dass war damals unterschiedlich- mittlerweile ist das glaube ich vorgeschrieben?), diese sollte zwischendurch durch einen ambulanten Therapeuten begleitet werden zum Stabilisieren.
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#7
Ich denke auch, dass die Diagnose ausschlaggebend für die Wahl der Klinik ist. Soweit ich weiß, bewilligt die Rentenversicherung eher eine Reha, die dann höchstens 5 Wochen dauert und nicht so intensiv ist. Da ich aber aus Belgien bin, kenne ich mich da nicht so aus. Am besten bei der Krankenkasse nachfragen. Sicher können die auch bei der Wahl der Klinik helfen. ich meine, dass es in Deutschland auch Beratungsstellen für sowas gibt. Googeln würde ich auf jeden Fall. Allerdings fand ich die Bewertungen auch eher irreführend. Dann lieber direkt die Seiten der Kliniken anschauen und das Angebot checken, ob es für dich passt. Vielleicht fragst du nochmal deine Therapeutin, welche Klinik sie empfehlen würde.

Ich denke, du brauchst auf jeden Fall eine Überweisung von einem Arzt. Über Krankenhauseinweisung kommst du für mehrere Wochen in eine psychosomatische Klinik. Wie lange der Aufenthalt dauert, entscheidet dann die Klinik. Dann brauchst du eine Kostenzusage deiner Krankenkasse. Normalerweise regelt die das selbst mit der Klinik. Wenn du dir eine Klinik ausgesucht hast, anrufen und dir die Unterlagen zuschicken lassen. ich musste z.B. einen Anmeldungsfragebogen ausfüllen. Mein Psychiater hat das Ganze dann mit seiner Überweisung weggeschickt.

Ich kann verstehen, dass dich das alles verwirrt. Papierkram ist immer ätzend. Aber Hexerei ist es letzten Endes auch nicht. Viel Glück!
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#8
ich werde den beitrag so wie er ist in den infobereich verschieben. eine abschließende zusammenfassung können wir dann immer noch machen, ich denke es kann auch hilfreich sein wenn jemand unterschiedliche antworten liest die sich wie hier ergänzen.

lg
amy
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