SWR: Immer noch langes Warten auf den Therapieplatz
#1
Auf SWR gibt es ein Video und einen Text zum Nachlesen, worin eine erste Bilanz aus der Entwicklung seit der Reform der Psychotherapie-Richtlinien gezogen wird. Es ist natürlich nicht besser geworden, sondern dadurch, dass die Therapeuten nun Zeit für Akutsprechstunden freihalten müssen, können sie sogar (noch) weniger Plätze anbieten. Das war doch eigentlich von vornherein klar, oder woher sollte die zusätzliche Zeit kommen? Auf welchen Überlegungen basierte eigentlich die Idee, dass man dann besser einen Platz findet?

Es ist eine Frage der Bedarfsplanung von seiten der Politik und Krankenkassen und nicht der Umschichtung der aktuell zur Verfügung stehenden personellen und zeitlichen Ressourcen. Es gibt genügend Therapeuten, aber längst nicht alle bekommen eine Kassenzulassung und das Kostenerstattungsverfahren gestaltet sich weiterhin sehr schwierig.

https://www.swr.de/wissen/langes-warten-...index.html
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#2
Als Reform der Psychotherapie-Richtlinien hätte ich mir gewünscht, dass tatsächliche körperorientierte Methoden für Traumatherapie mitberücksichtig und die Therapeuten die Möglichkeit bekommen darin ausgebildet zu werden.

Diese „Akutsprechstunde“ ist ein Witz. Wegen eines akuten unvorhergesehenen Ereignisses war ich vor kurzem bei einem Therapeuten. (Musste zwei Dutzend TE anrufen bis ich einen Termin bekam) Nach einem einstündigen Gespräch empfahl der Therapeut diese „neuartige“ 12 Std.-Akutbehandlung. Als wir dann Termine für diese 12 Std.-Akutbehandlung machten stellte sich heraus, dass der erste Termin erst in mehr als 3 Monaten stattfindet.
Allerdings sehe ich traurigerweise schon Anzeichen dafür, dass sich die Beschwerde die durch dieses Ereignis hervorgerufen wurden mehr und mehr chronifizieren.
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#3
ich möchte alle hier bitten, sich dadurch NICHT entmutigen zu lassen! es gibt wartezeiten, ja. man muss manchmal viel auf sich nehmen um hilfe zu bekommen. man muss warten, es ist unzumutbar, mann hat das gefühl völlig alleine gelassen zu werden.

nur: wenn man da drin bleibt, in den negativen gefühlen, wird es auch nicht besser. weil dann kann es passieren dass man immer noch entmutigter wird und gleich gar nichts mehr versucht.

deshalb möchte ich hier alle ermutigen und ich werde damit nie aufhören. bitte versucht hilfe zu bekommen. über suchseiten, über die krankenkassen, hier im infobereich steht dazu auch was.

es ist uns nicht geholfen, wenn wir uns vom system auch noch die hoffnung auf hilfe nehmen lassen!

lg
amy
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#4
Ich finde es auch in der Schweiz eine totale Misere mit der psychiatrischen/psychologischen Versorgung. Ruft man bei einem Therapeuten an, hört man meist schon auf dem Anrufbeantworter, dass keine neuen Patienten mehr angenommen werden.
Persönlich weiss ich zu berichten, dass meine Thera nicht einmal in der Lage ist, mir die gesetzlich zulässigen 90min Sitzung pro Woche zukommen zu lassen; immer wiegelt sie nur ab und sagt, sie hätte keine Kapazität; und das jetzt in einer der schlimmsten Krisen meines Lebens; ich bin einfach nur enttäuscht. Und da gibt es von mir aus gesehen nichts mehr schön zu reden.
Das ist einfach ein ganz grosses Mistsystem
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
Geschichten aus einem beschädigten Leben
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#5
Man muss halt immer wieder nachfragen. Viele Therapeuten führen keine Wartelisten mehr und vergeben einen freien Platz an den, der gerade deswegen anruft. Ich habe mit mehreren Therapeuten gesprochen (u. a. mit meiner eigenen, die berufspolitisch engagiert ist) und gehört, dass man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen soll. Man mag sich dabei blöd vorkommen und natürlich fühlt man sich immer wieder abgewiesen, aber es geht oft nur, indem man alle 4 - 6 Wochen immer wieder die gleichen Therapeuten anruft. Andere gibt es halt nicht. Dann wird man irgendwann Erfolg haben. Auch hier berichten Mitglieder immer wieder von Erstgesprächen.

Welche Therapieform anerkannt wird, steht auf einem anderen Blatt. Das war bei der letzten Reform gar nicht Thema. Derzeit ist die systemische Therapie auf dem Prüfstand. Sie ist bereits seit längerem wissenschaftlich anerkannt, aber noch nicht sozialrechtlich.
Be Yourself. Everyone else is already taken. (Oscar Wilde)

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#6
Ich bin zumindest froh, dass es hier bei uns keine grossen Diskussionen über die Therapieverfahren gibt; wichtig für die Bezahlung durch die obligatorische Krankenversicherung ist nur, dass der Psychologe in delegierter Psychotherapie bei einem Arzt oder Psychiater angeschlossen ist. Aus den Urzeiten meiner psychiatrischen Behandlung hab ich erlebt, was auf diesem Weg an hochgradig esoterischem Mist über die Versicherung abgerechnet wird - die delegierte Psychotherapie ist vom Umfang und Inhalt praktisch nicht definiert und da wird wiederum Schindluder sondergleichen getrieben.
Man weint nicht, weil man schwach ist, sondern weil man zu lange stark sein musste.
Die schlimmste Art, einen Menschen zu vermissen, ist, neben ihm zu sitzen und zu wissen, dass er niemals wieder Teil deines Lebens sein wird.
Es ist Zeit zu gehen, wenn man sich die zentrale Frage 'Bist du wirklich für mich da?', mit 'Nein' beantwortet.
Geschichten aus einem beschädigten Leben
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#7
Ich hatte bislang Glück gehabt und musste nicht lange warten, was natürlich nicht bedeutet hat, dass ich auch soviel Glück hatte und sich was Wesentliches gebessert hat. Eher das Gegenteil.
Die zweite Thera (Traumathera) muss sich überfordert gefühlt haben und teilte mir in eine der probatorischen Sitzungen mit, dass sie mich nicht therapieren kann. Das war absolut Mist und triggerte mich abartig.

Was ich aus meinem Bekanntenkreis weiß ist, dass selbst wenn man Kontakt aufgenommen hat - per Mail oder Tel (meist mittels Nachricht auf AB), man unbedingt beharrlich dran bleiben muss. Immer wieder versuchen, die Thera zu erreichen, nicht aufgeben.
Bei der Überlastung und fehlenden Kapazität, werden die Theras auch eher diejenigen anfangen, zu therapieren, die es wirklich wollen und alles daransetzten, den Theraplatz zu bekommen..
Ich kann auch die Kontaktaufnahme zu mehreren Theras nur empfehlen.
Löwenmama
aka Mizhu

_________________________________
Jeder strauchelt so gut er kann.
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#8
Ich habe hier im Umkreis keinen psych. Psychotherapeuten mit passenden Qualies mehr gefunden. Keine/r hatte noch Aufnahmekapazitäten. Man braucht Geduld und Beharrlichkeit. Ich sehe das wie Amy und Celestine, was die zweckdienliche Haltung angeht.

Ich zahle derzeit privat. Da der Psychotherapeut gleichzeitig auch Mediziner ist und es eine Privatpraxis ist, schlägt das mit 120 Euro pro h zu Buche. Wenigstens sind es meist ganze Stunden und es ist effektiv. Ich habe wegen der Kosten aber nur einen 14tägigen Intervall.

Da auf Kasse bei mir gerade nichts mehr geht, da ausgeschöpft und ich aber auch keinen psych. Psychotherapeuten, der geeignet gewesen wäre und einen Platz gehabt hätte mit Kassenzulassung gefunden habe, (was finanziell erheblich günstiger gewesen wäre), ist das nun meine Lösung. 14tägig ist nicht so einfach im Handling, finde ich, aber es ist machbar, wenn es halt nicht anders geht und der Therapeut gut ist.

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


Zen-Weisheiten
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#9
Fand ich jetzt auch sehr lustig.
Weil der Therapeut/in quasi rund um die Uhr in der Praxis ist gibt es natürlich roundabout
ausreichend Zeit um Interessentengespräche durchzuführen.
So eine Weltsicht würde ich auch gerne mal haben.
Das macht dann manches sehr viel einfacher.
Wenn ein Gott diese Welt gemacht hat, so möchte ich nicht der Gott sein.
Arthur Schopenhauer
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