Kindliches Trauma ...
#1
aus: http://www.mpg.de/6642993/
Max-Planck-Gesellschaft / Forschung Aktuell


Kindliches Trauma hinterlässt bei manchen Opfern Spuren im Erbgut

Gen-Umwelt-Interaktion bewirkt lebenslange Fehlregulation der Stresshormone

2. Dezember 2012

Misshandelte Kinder sind erheblich gefährdet, angst- oder gemütskrank zu werden, weil der einwirkende hohe Stress die Regulation ihrer Gene dauerhaft verändern kann. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München dokumentieren nun erstmals, dass manche Varianten des FKBP5-Gens durch ein frühes Trauma epigenetisch verändert werden. Bei Menschen mit dieser genetischen Veranlagung verursacht das Trauma eine dauerhafte Fehlregulation des Stresshormonssystems. Die Folge ist eine lebenslange Behinderung im Umgang mit belastenden Situationen für den Betroffenen, welche häufig zu Depression oder Angsterkrankungen im Erwachsenenalter führt. Die Ärzte und Wissenschaftler erwarten sich von ihren aktuellen Erkenntnissen neue, auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Behandlungsmöglichkeiten, aber auch eine verstärkte gesellschaftliche Aufmerksamkeit, um Kinder vor einem Trauma und dessen Folgen zu schützen.

Misshandelte Kinder leiden oft ihr Leben lang unter ihrem Trauma. In Zeichnungen drücken Betroffene ihre Ängste aus.

Viele Erkrankungen des Menschen sind das Ergebnis vom Zusammenwirken seiner individuellen Gene und den ihn umgebenden Umwelteinflüssen. Traumatisierende Ereignisse vor allem in der Kindheit stellen dabei starke Risikofaktoren für das Auftreten von psychiatrischen Erkrankungen im späteren Leben dar. Ob der einwirkende frühe Stress aber tatsächlich das Opfer krank macht, hängt entscheidend von dessen genetischer Veranlagung ab.

Arbeitsgruppenleiterin Elisabeth Binder vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie untersuchte daher das Erbmaterial von fast 2000 Afro-Amerikanern, die als Erwachsene oder auch bereits als Kinder mehrfach schwer traumatisiert wurden. Ein Drittel der Traumaopfer war erkrankt und litt mittlerweile unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Die Wissenschaftler wollten durch den Vergleich der genetischen Sequenzen von erkrankten und nicht erkrankten Traumaopfern den Mechanismus dieser Gen-Umweltinteraktion aufklären. Ihre Untersuchung ergab, dass tatsächlich das Risiko an Posttraumatischer Belastungsstörung zu erkranken mit steigender Schwere der Misshandlung nur in den Trägern einer speziellen genetischen Variante im FKBP5-Gen zunahm. FKPB5 bestimmt, wie wirkungsvoll der Organismus auf Stresshormone reagieren kann, und reguliert so das gesamte Stresshormonsystems.

In Experimenten an Nervenzellen konnten die Max-Planck Forscher im Weiteren nachweisen, dass die von den Münchner Forschern entdeckte FKBP5-Variante für den betroffenen Menschen tatsächlich einen physiologischen Unterschied macht. Extremer Stress und somit hohe Konzentrationen an Stresshormon bewirken eine sogenannte epigenetische Veränderung: Von der DNA wird an dieser Stelle eine Methylgruppe abgespalten, was die Aktivität von FKBP5 deutlich erhöht. Diese dauerhafte Veränderung der DNA wird vor allem durch Traumata im Kindesalter erzeugt. So lässt sich bei Studienteilnehmern, die ausschließlich im Erwachsenenalter traumatisiert wurden, keine krankheitsassoziierte Demethylierung im FKBP5-Gen nachweisen.

Torsten Klengel, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie erklärt die Studienbefunde wie folgt: „Traumata im Kindesalter hinterlassen je nach genetischer Veranlagung dauerhafte Spuren auf der DNA: Epigenetische Veränderungen im FKBP5-Gen verstärken dessen Wirkung. Die mutmaßliche Konsequenz ist eine anhaltende Fehlsteuerung der Stress-Hormonachse beim Betroffenen, die in einer psychiatrischen Erkrankung enden kann. Entscheidend für das kindliche Traumaopfer ist aber, dass die Stress-induzierten epigenetischen Veränderungen nur dann auftreten können, wenn es auch diese spezielle DNA-Sequenz besitzt.“

Die aktuelle Studie verbessert unser Verständnis von psychiatrischen Erkrankungen als Folge der Interaktion von Umwelt- und genetischen Faktoren. Die Ergebnisse werden helfen, Menschen individualisiert zu behandeln, bei denen vor allem eine Traumatisierung in früher Jugend das Erkrankungsrisiko erheblich vergrößert hat.

BM/HR
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#2
Das ist ein super interessanter Beitrag. Ich wusste, dass es durch Trauma im Kindesalter zu Veränderungen im Gehirn kommen kann. Aber das es in den Genen nachgewiesen werden kann ist mir neu.

Es ist super spannend, was die Wissenschaftler alles so rausfinden...
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#3
SoLonely schrieb:Solche "unwiderbringlichen Folgen" lassen mich verzweifeln und nehmen mir jede Hoffnung und jede Motivation mir Hilfe zu suchen

Wie manch andere hier, zähle ich ebenso zu den Betroffenen. Jedoch mit der passenden Therapeutin und er passenden Therapie kann geholfen werden, wenn man sich helfen lässt. Ich wurde erfolgreich therapiert und fühle mich im Hier und Jetzt sehr wohl.
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#4
@SoLonely > bitte, bitte schau Dich um nach Therapeutin, Therapeuten .. es gibt wirkilch gute da draussen ... die Trigger werden immer bleiben, und ich möchte Deine Hoffnung nicht zerstören, aber es werden immer wieder welche dazukommen, aber!!! mir hilft die aktive Befassung mit meinen Erinnerungen, es ist oft extrem schmerzend, und dann auch wieder sehr befreiend ... Du klingst sehr traurig, hoffnungslos, ich kenne das. für mich ist jeder Tag eine Überwindung ... aber es gibt irgendwo da am Ende des Tunnels ein Licht, auch wenn kaum zu sehen ist *trösten* ich werde es mal so beschreiben > bei mir gings vor ca. einem Jahr los > da hatte ich das Gefühl ich muss explodieren, ich kann das in mir nicht mehr im Zaum halten .. darauf hin hatte ich ein paar wirklich schwerwiegende Erkenntnisse ... jetzt, ein Jahr später, hab ich nicht mehr das Gefühl zu explodieren, jetzt habe ich das Gefühl, da ist etwas ziemlich Grosses, was aus mir raus will, aber es nicht mehr das Gefühl das Explodierens ... was will ich damit sagen > die Befassung mit dem Thema hat mir geholfen, das Alles ein Stück leichter wird, und ich habe die Hoffnung, das, wenn ich mich weiter damit befasse, es wieder ein Stück leichter geht, und so weiter ...
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#5
Ich kann mich da nur anschliessen... ich habe vor ein paar Jahren mit der Therapie angefangen und es hat mich schon sehr viel weiter gebracht. In kleinen Schritten, aber stetig. Mir hilft immer wieder der Gedanke, dass aus biologischer Sicht jeden Tag wieder Veränderungen passieren und wir generell jeden Tag ein anderer Mensch sind.. Daher muss nichts so bleiben wie es ist und wir haben gute Chancen auf Veränderung und Verbesserung unseres Lebens. Es kostet viel Kraft, tut weh und so weiter, aber es rentiert sich! Und auch wenn viele meinen, dass Therapeuten nicht helfen- dann hat man entweder noch nicht den richtigen gefunden, oder es ist in dem Moment der falsche Zeitpunkt. Alles hat "seine Zeit"...

Lg und viel Kraft!
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#6
Das stimmt mich gerade alles sehr traurig. Es gab eigentlich sehr viel Schönes in meiner Kindheit, das ich aber wegen des energetischen Missbrauchs meiner Eltern überhaupt nicht richtig genießen konnte. Da war ständig diese dunkle schwere klebrige Masse um mich herum, für die ich damals keine Worte fand und ich dachte, mit mir stimmt was nicht. Natürlich beginnt jeder Tag neu, aber es gibt eben auch Dinge, die man nicht mehr nachholen kann.
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