Wie kann man seinem inneren Kind richtig helfen?
#1
Hallo,

Ich hab ja schon einiges an Therapie hinter mir und nebenbei auch viele Bücher gelesen, oder mich im Internet bei anderen Therapeuten erkundigt. Und das beste Konzept was ich gefunden habe ist das von den inneren Anteilen und der Anteilsarbeit. Nachdem mein Selbstbild mehrfach zusammengebrochen ist, musste ich dann leider feststellen, dass ich überwiegend aggresive oder negative Anteile in mir habe und mir fehlt irgendwie das, was von einem Therapeuten als der Nuturer beschrieben wurde. Will sagen eine fürsorgliche, liebevolle Instanz die einem das Gefühl von Liebe und Geborgenheit vermitteln kann. Stattdessen habe ich eher so sadistische, narzistische und extrem kritische Anteile, die mein Inneres Kind eigentlich permanent torpedieren. Jetzt ist für mich die Frage: Kann man das dann trotzdem noch irgendwie lernen? Oder ist das so gut wie unmöglich, als würde man sich an den eigenen Haaren aus dem Schlamm ziehen wollen, wie der Baron Münchhausen? Mir fällt einfach nichts ein, wie man sich selbst so ein gutes Gefühl geben kann. Mein Therapeut hat immer gesagt: Sie müssen nur ein bischen nett zu sich sein. Aber was heißt das und wie lange dauert es dann, bis sich da ein besseres Gefühl einstellt? Oder kennt jemand gute Bücher zu dem Thema die er/sie empfehlen kann? Bin für jede Hilfe dankbar.

mfg donttouchme
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#2
Liebe donttouchme,

meine eigene Erfahrung mit dem Thema ist, dass es mir erst völlig unmöglich erschien, ich aber mit viel Zeit und Üben einiges gelernt habe. Wichtig ist für mich, dass beide Stimmen nebeneinander existieren. Es gibt den Kritiker, der mich runter macht UND es gibt den Erwachsenen, der tröstet. Ich stelle mir gerne vor, dass der tröstende Erwachsene, bei dir der nurturer, größer wird und mehr an Einfluss gewinnt je mehr er "trainiert" wird. Es ist ein ungewohntes Muster, sich zu loben und lieb zu sich zu sein wenn man immer das Gegenteil vorgelebt bekam. Deshalb dauert es und erfodert viel Übung, den Weg zu gehen der einem nicht automatisch in den Sinn kommt.

Vielleicht magst du mit ein paar kleinen Sachen anfangen, zB du machst dir einen heißen Kakao, kaufst dir vllt ein schönes Kuscheltier, oder wickelst dich in eine flauschige Decke? Auch wenn dabei der innere Kritiker schreit dass du das nicht verdient hast, so ist allein dass du es trotzdem tust ein Beweis dafür, dass du dir etwas gutes tust. Wenn man das öfter und öfter macht verinnerlicht man es immer mehr.

Ich wünsche dir viel Erfolg,
Alles Liebe
Free
Nichts ist so stark wie die Sanftheit und nichts ist so sanft wie echte Stärke. (Ralph W. Sockmann)
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#3
Oh, und noch was, ich nehme mich wenn es mir schlecht geht oft mit dem Handy selber auf Video auf und schütte mein Herz aus, erzähle was mich bedrückt und was gerade schlimm ist. Dann schaue ich mir das Video an und stelle mir vor, was ich dem Menschen in dem Video sagen würde, wenn es jemand anders wäre. Wenn das ein kleines Kind wäre zB. Wie würde ich mit dem Kind reden? Wenn du nicht weißt wie das geht (ich musste das auch erst lernen) kannst du es dir vlt von einem Vorbild abschauen? ich habe mir das von meiner tollen Ther abgeschaut, wie sie mit mir umging wenn es mir schlecht ging, oder ich sehe Mütter die ihre Kinder liebevoll behandeln und schaue es mir da ab.
Nichts ist so stark wie die Sanftheit und nichts ist so sanft wie echte Stärke. (Ralph W. Sockmann)
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#4
Liebe Donttoughme,

eine kleine Auswahl aus meiner "Bücherei" :)

Aussöhnung mit dem inneren Kind von Erika J. Chopich
Die Kraft der Gefühle nutzen und Verhaltensmuster ändern von Kim-Anne Jannes
Die Heilung des inneren Kindes: Sieben Schritte zur Befreiung des Selbst von Susanne Hühn
Das innere Kind wird erwachsen: Konflikte mit den Eltern loslassen und frei werden (HERDER spektrum) von Cornelia Nack

Mein Lieblingsbuch:
Wie Sie sich selbst geben, was Ihnen Ihre Eltern nicht gaben (HERDER spektrum) von Mike Hellwig

Liebe Grüße
Cäffchen
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#5
Von Mike Hellwig hab ich mir die meisten Videos angeschaut. Find vieles auch einleuchtend, aber mit diesem ganz speziellem in sich hinein horchen und sein Gefühl suchen komm ich nicht so klar. Werde dann vielleicht mal eines der anderen probieren.
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#6
Die Heilung des inneren Kindes: Sieben Schritte zur Befreiung des Selbst von Susanne Hühn hatte ich zuerst gekauft, aber das hat mir kaum geholfen. Jetzt arbeite ich mit Aussöhnung mit dem inneren Kind von Erika J. Chopich was ich eigentlich ganz gut finde. Vor ein paar Tagen hatte ich zum ersten mal, für vielleicht eine viertel Stunde, dass sich ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit eingestellt hat. Allerdings find ich auch, dass in dem Buch große Versprechungen gemacht werden und da bin ich mir nicht so sicher, in wie fern das wirklich realitisch ist. Generell merke ich aber, dass mein inneres Kind immernoch sehr verletzt ist und oft große Angst hat, grade wenn ich mit meinen Eltern in Kontakt komme und da fällt es mir oft schwer dann das richtige zu tun oder die richtigen Worte zu finden, weil das immer wieder bedeutet diesem Schmerz auch aushalten zu müssen und nicht in die Ego Abspaltung zu gehen. Irgendwie anstrengend.
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#7
Oh je, das Hühn-Buch ist aber auch wirklich ober-esoterisch. Ich hab das mal geschenkt bekommen und anschließend nur den Kopf geschüttelt, ehrlich gesagt. Das andere, offensichtlich bessere kenne ich nicht. Es freut mich, wenn es dir hilft. Hab in dieser Hinsicht Geduld mit dir. ... LG ungestyme

Der Lebensgeist der Menschen ist so schwer zu läutern und so leicht zu verschmutzen wie eine Schale Wasser. (Lao Tse)


Zen-Weisheiten
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#8
Tips habe ich nicht, aber will dalassen, dass es mir ähnlich geht. Bei mir ist das Problem, dass ich kindlichen Anteilen gegenüber einfach kein Mitleid entgegen bringen kann oder trösten kann. Vom Kopf her schon. Aber ich kann es nicht empfinden. Bin da emotional wie tot. Ein bisschen hilft mir da mein Hund, auch eine zarte verletzte Seele. Für ihn kann ich das empfinden, was ich für "mich" nicht kann. Vielleicht kann ich so lernen, das umzusetzen, da ich wenigstens jetzt weiß, wie sich das anfühlen müsste...
Lg
silent
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#9
Also meine Erfahrung in den letzten Tagen und Wochen war, dass man nicht unbedingt sein inneres Kind lieben und umsorgen oder "verhätscheln" muss, viel wichtiger war für mich ihm einfach zuzuhören und grade wenn es seine Gefühle schildert das einfach so anzunehmen und das sind dann in der Regel sehr unangenehme Gefühle wie Angst, Wut, Hass oder Scham. Und wenn das Kind das so äußern darf und man dem nur ein ganz kleines bischen Zustimmt oder das so annimmt, reicht das eigentlich schon. Vielleicht hilft Dir das weiter.
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#10
kann ich nur unterschreiben donttouchme. ich finde den schritt des mit aushalten könnens, des sich daneben setzen und zuhören und bezeugen könnens so wichtig. erstmal ein "ja so war es und ich halte das hier und jetzt auch mit aus indem ich zuhöre und die gefühle wahrnehme."

lg
amy
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#11
Ja ich finde das auch sehr wichtig, wobei es mir gleichzeitig auch wichtig ist dem Kind so viel Liebe zu geben wie es geht. Aber allein dass man zuhört und da ist und nicht weggeht oder die Gefühle wegmachen will, das macht sooooo viel aus.
Nichts ist so stark wie die Sanftheit und nichts ist so sanft wie echte Stärke. (Ralph W. Sockmann)
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#12
Ich habe für mich festgestellt, dass diese ganzen inneren Kind Übungen die man so machen kann, oft garnicht so toll sind, bei mir führt das eher zu pseudo Therapie. Besser hilft mir wenn ich spüre, was mein inneres Kind grade will und versuche darauf einzugehen. Naja.

Bei mir sind auch nochmal viele schöne Kindheitserninnerungen zurück gekommen und da bin ich eigentlich immer alleine gewesen und die kann ich jetzt abrufen, sehr merkwürdig.
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#13
Durch das "innere Kinder" retten fand ich eine Möglichkeit für diese Anteile (auch aggressive) zu sorgen, wozu ich selbst nicht der Lage bin.

Ich hatte mir gezielte eine Therapeutin gesucht , um dieses Werkzeug zu erlernen und bin nun inzwischen in der Lage dies selbst gut umzusetzen
Liebe Grüße Herbstzeitlose
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#14
Hallo donttouchme,

nachdem ich mit Innerer-Kind-Arbeit lange Zeit nichts anfangen konnte, weil ich zunächst gar keinen Zugang zu meinem inneren Kind hatte und auch große selbstaggressive Anteile hatte, stellt das mittlerweile einen zentralen Punkt meiner Selbstfürsorge dar. Ich stelle mir das Kind, das ich damals war, immer bildlich vor (da halfen mir alte Fotos von mir) und halte es gedanklich im Arm oder trage es im Tragetuch mit mir herum und sage ihm, dass es sich darauf verlassen kann, dass ich auf es aufpasse und es nicht allein lasse. Also letztendlich alles, was ich in dem Alter tatsächlich gebraucht und nicht oder zu wenig bekommen habe. Wenn die Phantasie nicht ausreicht, nehme ich ein Kissen in den Arm.
Gleichzeitig brauche ich als Erwachsene aber auch Kraft, um das leisten zu können. Dafür nutze ich die Imagination nach Luise Reddemann: Den sicheren Ort.
Das hat einiges an Übung gebraucht, aber mittlerweile hilft das wirklich gut. Ich spüre genau die Verletztheit, Traurigkeit und Einsamkeit, die aus meiner Kindheit stammt, und kann mich auf diese Weise selbst trösten, solange der Trigger gerade nicht allzu stark ist.

Ich habe übrigens selbst mal eine Trageberater-Ausbildung gemacht. Das war ein zweitägiger Kurs inmitten von Müttern von Kleinkindern. Ich habe nie als solche gearbeitet und mich auch immer in diesen meterlangen Tüchern verheddert. :D: Aber irgendwie hat mir das auch geholfen, die kindliche Perspektive einzunehmen und mir das "mein-inneres-Kind-Tragen" bildlich vorzustellen.

Liebe Grüße!
Alexandra
»Ich habe die Farbe des Weizens gewonnen«, sagte der Fuchs.
(aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry)
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#15
Gerade erst entdeckt, dass der Ursprungsbeitrag schon 6 Jahre alt war. Nicht richtig hingeschaut, sorry. Aber ein wichtiges Thema, finde ich.
»Ich habe die Farbe des Weizens gewonnen«, sagte der Fuchs.
(aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry)
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